Panorama

Alter CO2-Speicher in GefahrWaldbrand im Harz erfasst Moorgebiet

05.09.2022, 18:47 Uhr
imageVon Jil Dreimann
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Hubschrauber mit Löschwasserbehältern bekämpfen den Waldbrand am Brocken. (Foto: picture alliance/dpa)

Auch im Harz brennt der Wald - und greift mittlerweile auf ein Moor über. Das bringt neue Schwierigkeiten bei den Löscharbeiten mit sich. Bisher ist zwar nur ein kleines Gebiet betroffen - doch die Folgen könnten noch lange zu sehen sein.

Der Großbrand am Brocken im Harz ist auch am dritten Tag noch nicht unter Kontrolle. Rund 200 Feuerwehrleute sind im Nationalpark Harz weiter im Einsatz. Insgesamt brennen rund 150 Hektar Wald. Die Flammen haben mittlerweile auch auf ein Moorgebiet übergegriffen.

Im Harz ist die vom Brand erfasste Moor-Fläche bisher vergleichsweise klein. "Es sind höchstens 100 Quadratmeter betroffen", so Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, gegenüber ntv.de. Der brennende Bereich sei weit abgelegen von den großen Mooren. Das Moor im Harz brenne nur an der Oberfläche, die darunter liegenden Schichten seien noch feucht. Das bedeute, dass diese Schichten erhalten bleiben. Die Moore am "Harzer Brocken" hätten sich nach der Eiszeit gebildet und seien auch dementsprechend alt.

Da der Waldbrand im Harz eine große Fläche betrifft, ist die Feuerwehr mit Hubschraubern und Flugzeugen im Einsatz. Darunter sind auch Löschflugzeuge aus Italien, wie der NDR berichtet. Wenn die Hubschrauber gerade kein Löschwasser über dem Moor abwerfen, hacken die Mitarbeitenden des Nationalparks den Moorboden mit Harken auf, damit das Löschwasser einsickern kann.

Laut NDR besteht die Gefahr, dass sich die Brände unterirdisch ausbreiten, indem das Feuer tief in den Boden eindringt. Das erschwere die Löscharbeiten zusätzlich, weil das Löschwasser immer schwerer in die Tiefen gelangen könne, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet. Weil das Moor-Gelände für Löschfahrzeuge schwierig zu befahren ist, rückt die Feuerwehr in solchen Fällen mit einer sogenannten Löschraupe an. Das Spezialfahrzeug ähnelt einem Bagger und ist besonders für unebenes oder sumpfiges Gelände geeignet.

Ein Moor wächst einen Millimeter pro Jahr

Ein Moorbrand kann für die Umwelt noch schlimmere Folgen haben als ein Waldbrand. Denn ein Moor besteht aus abgestorbenem organischem Material, welches normalerweise das Treibhausgas CO2 bindet. Dabei speichert das Moor gleich doppelt soviel CO2 wie ein Wald. Durch einen Brand wird das gespeicherte CO2 jedoch freigesetzt und gelangt so wieder in die Atmosphäre.

Sobald der Brand im Moor gelöscht ist, beginnt der lange Weg der Rehabilitierung. "Ein Moor wächst unter guten Bedingungen einen Millimeter pro Jahr", so Nationalpark-Chef Pietsch. Bis man die Brandwunden im Moor nicht mehr sieht, wird es ein paar Jahre dauern. Pietsch bleibt trotzdem optimistisch: "Das verbrannte Material kann natürlich nicht wieder aufgebaut werden, aber wir haben in den tieferen Schichten noch viel Material. Dann werden sich wieder Pflanzen ansiedeln." Irgendwann werde man die Spuren des Brandes nicht mehr sehen.

Das derzeitige Feuer im Harz betrifft aber vor allem die vielen Fichtenwälder. Bisher seien 3,6 Hektar Fichtenwald vernichtet worden, berichtet der NDR. Viele Fichten sind von dem Borkenkäfer geschädigt und sehr trocken, was für die Eindämmung des Feuers aber eigentlich von Vorteil sei, sagt Pietsch. Gesunde Nadelbäume enthielten ätherische Öle, weswegen sie besonders schnell brennen.

Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP

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