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Kein Fehler, präzisere Erfassung Warn-App meldet kaum noch Risikokontakte

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Eine Begegnung mit niedrigem Risiko? Das können viele Nutzer derzeit nicht bestätigen.

(Foto: imago images/Eibner)

Bisher scheint die Corona-Warn-App vor allem aus Datenschutzgründen ihren Zweck zu verfehlen. Doch neuerdings wundern sich Nutzer über ein neues Phänomen: Es gibt keinerlei Hinweise auf riskante Begegnungen mehr. Die Entwickler beruhigen.

Die Corona-Warn-App sollte Deutschland dabei helfen, die Corona-Krise besser zu meistern. Diese Hoffnungen haben sich bisher nicht erfüllt, dafür sind Datenschutzgründe verantwortlich sowie die mangelnde Verbreitung. Nun scheint sich ein weiteres Problem aufzutun: Vielen Nutzern wird anscheinend nicht mehr angezeigt, wie viele Risikokontakte sie in den letzten 14 Tagen hatten.

Auf Twitter stellte sich der Nutzer @josefheynckes am Dienstagabend die Frage, die sich anscheinend auch viele andere Menschen gestellt hatten: "Hat irgendjemand noch einen Risikokontakt in seiner Corona-App?"

Die Resonanz ist eindeutig: Zwei Nutzer melden Begegnungen mit erhöhtem Risiko, ansonsten ähneln viele der mehr als 600 Antworten der von Lorenz Maroldt: "Seit Wochen eine grüne Null", schreibt der Chefredakteur des Berliner "Tagesspiegel". Hunderte Nutzer bestätigen den Eindruck, dass keine Risikobegegnungen mehr erfasst werden: "Ich auch. Merkwürdig", heißt es beispielsweise. "Nein, schon seit 3 Wochen nicht mehr!", schreibt Michaela Engelmeier, die von 2013 bis 2017 für die SPD im Bundestag saß. Auch in der ntv.de-Redaktion sind keine jüngeren Warnungen der Corona-App bekannt.

Zusammenhang mit Update?

Über die Ursachen wird gerätselt, aber auch wenn viele Nutzer ihr vorbildliches Verhalten hervorheben, scheint es angesichts der nach wie vor hohen Infektionszahlen unwahrscheinlich, dass Risikokontakte gerade in einer Großstadt wie Berlin Einzelfälle sind. So merkt eine Nutzerin an, dass auch sie laut App seit dem 23. Dezember keine Risikobegegnung hatte, obwohl sie "berufsbedingt täglich mit den Öffentlichen in Berlin unterwegs" ist.

Viele Nutzer halten die geringe Zahl an riskanten Kontakten für einen technischen Fehler. Unter anderem in der Redaktion von ntv.de wird angemerkt, dass die Zahl der Risikobegegnungen "exakt seit dem Tag auf null" ist, an dem das jüngste Update kam. Auf Twitter heißt es ebenfalls mehrfach, dass es seit dem Update nicht einen Risikokontakt gab, "vorher regelmäßig mehrere".

Auf Nachfrage teilte SAP mit, dass weder Fehler noch Störung vorliegt. Die Zahl der niedrigen Kontakte führt das Unternehmen, das die App im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums gemeinsam mit der Deutschen Telekom entwickelt hat, stattdessen auf zwei Ursachen zurück: Einerseits wurden über die Weihnachtsfeiertage insgesamt weniger Corona-Tests durchgeführt, wodurch automatisch auch die Zahl der Risikobegegnungen gesunken sein dürfte. Andererseits ist die Erfassung von Risikokontakten mit der Version 1.9 der App verfeinert worden. Seitdem könne "präziser gesteuert werden, welche Begegnungen gezählt werden sollen", erklärt ein Sprecher gegenüber ntv.de. Die Einzelheiten werden in diesem Blog-Post erklärt.

Die Corona-Warn-App soll den Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung von Infektionsketten helfen. Sie ist seit Mitte Juni verfügbar und wurde seitdem mehr als 20 Millionen Mal heruntergeladen. Bewährt hat sie sich vor allem aufgrund der strengen Datenschutzvorgaben allerdings nicht. Eine große Mehrheit der Nutzer sprach sich deshalb im Dezember in einer Forsa-Umfrage für ntv und RTL dafür aus, den Datenschutz weniger streng zu handhaben.

Quelle: ntv.de, chr

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