Ausnahmezustand in München Was man zum 190. Oktoberfest wissen muss
20.09.2025, 11:41 Uhr Artikel anhören
Jedes Jahr kommen mehr als sechs Millionen Menschen zum größten Volksfest der Welt. Alles rund um Fass-Anstich, Münchner Kindl und die wenigen Jahre der Wiesn-Zwangspause im Wiesn-Wissen to go.
Warum findet der Anstich immer im Schottenhamel statt?
Tradition ist Tradition und begründet hat diese 1950 der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmer. Er fuhr auf dem Wagen der Wirte-Familie Schottenhamel mit zum Festgelände - und der Wirt ließ ihn angeblich spontan anzapfen.
Nach einer anderen Darstellung war das Anzapfen sehr wohl geplant, setzte Wimmer doch damit ein Zeichen für Volksnähe und Neuanfang. Für Reiter ist der Anstich die "wichtigste Amtshandlung" eines Münchner Oberbürgermeisters.
Das Schottenhamel-Zelt gibt es seit 1867. Es ist das älteste Festzelt auf der Wiesn. Das zweitälteste Zelt, die Hühner- und Entenbraterei Ammer, die zu den kleineren Wiesn-Zelten gehört, gibt es seit 1885. Sie feiert in diesem Jahr ihr 140. Oktoberfest.
Warum bekommt der Ministerpräsident immer die erste Maß?
Dies ist eine Tradition, die noch gar nicht so alt ist, wie Autor Christian Rupprecht in seinem Oktoberfest-Buch "Inside Wiesn" schreibt. 1980 soll Franz Josef Strauß sie sich einfach genommen und dieses Ritual damit ins Leben gerufen haben.
Wer hält den Anschlags-Rekord?
Den Rekord für die niedrigste Anzahl an Schlägen teilen sich Amtsinhaber Dieter Reiter und sein Vorgänger Christian Ude (beide SPD), die es jeweils mit zwei Schlägen schafften. Oberbürgermeister Thomas Wimmer (SPD), der den traditionellen Anstich im Jahr 1950 einführte, benötigte nach Angaben der Stadt dagegen 17 Schläge.
Der Versuch, es mit nur einem Schlag zu schaffen, gilt als riskant. Reiter möchte das trotzdem einmal probieren - bei seiner letzten Wiesn als Oberbürgermeister, aber nach eigener Aussage nicht in diesem Jahr. Damit zeigt er sich zuversichtlich, denn 2026 wird in München wieder gewählt.
215 Jahre Wiesn - aber nur 190 Oktoberfeste?
Mehrfach in seiner gut 215-jährigen Geschichte seit 1810 hat das Münchner Oktoberfest Zwangspausen einlegen müssen. Rund zwei Dutzend Mal fiel das Volksfest aus - Gründe waren Kriege, Krankheiten und Inflation. 2021 und 2022 machte die Corona-Pandemie der Stadt einen Strich durch die Rechnung. Aber auch im 19. Jahrhundert scheiterte das Volksfest zweimal an einer Seuche, damals tobte die Cholera.
Was hat das Münchner Kindl mit Pumuckl zu tun?
Seit 2023 ist Wirte-Tochter Franziska Inselkammer das amtierende "Münchner Kindl", das in städtisches Schwarz-Gelb gewandet hoch zu Ross den Einzug der Wiesn-Wirte und den Trachtenumzug anführt. Sie hat eine berühmte Vorgängerin: Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut wurde 1938 zum allerersten Münchner Kindl berufen.
Wer hat sich das "Prosit der Gemütlichkeit" ausgedacht?
Der Erfinder des Wiesn-Schlachtgesangs "Ein Prosit der Gemütlichkeit" war kein Bayer. Darauf ein "oans, zwoa, drei gsuffa". Der Bremer Journalist und Komponist Georg Kunoth (1863-1927) hat das Lied komponiert. Wie der Autor Rupprecht in seinem Buch "Inside Wiesn" schreibt, ist das "Prosit der Gemütlichkeit" das einzige von Kunoths Werken mit Bestand.
Ein Wiesn-Wirt aus Nürnberg brachte das "Prosit" auf das Oktoberfest. Wie es damals in etwa gelaufen ist, zeigt - in dramaturgisch zugespitzer Form - die Serie "Oktoberfest 1900". Rein grammatikalisch ist "gsuffa" das Partizip Perfekt von "saufen". Faktisch ist es ein Imperativ und fordert auf, die Maß Bier krachend gegen eine andere zu donnern und einen tiefen Schluck zu nehmen.
Quelle: ntv.de, bho/dpa