Panorama

Brutaler Mord an Schüler Was wir über die Tat von Lünen wissen

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Nach dem tödlichen Angriff auf einen 14-jährigen Schüler in Lünen rätseln die Ermittler über das Motiv des mutmaßlichen Täters - auch der Tathergang wird noch untersucht. Indes schießen in den sozialen Medien die Gerüchte ins Kraut. Die Polizei warnt vor Spekulationen.

Nach dem Mord an einem 14-jährigen Schüler an einer Gesamtschule in Lünen suchen die Ermittler nach dem Motiv des tatverdächtigen Mitschülers. Ein 15 Jahre alter Junge steht im Verdacht, am Morgen in der Käthe-Kollwitz-Schule seinen Schulkameraden getötet zu haben. Einen Amoklauf schließt die Polizei offenbar aus. "Nach jetzigem Kenntnisstand handelt es sich um eine Einzeltat an dieser Schule", hieß es vonseiten der Polizei und Staatsanwaltschaft in Dortmund.

Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns.

Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns.

(Foto: dpa)

Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns hat sich "entsetzt und fassungslos" über die tödliche Gewalttat an einer Gesamtschule in seiner Stadt gezeigt. "Diese schreckliche Tat macht mich tief betroffen. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten der Familie des Opfers", teilte Kleine-Frauns auf der Internetseite der Stadt mit. "Es gibt keine Worte, die Trost spenden können. Aber wir werden zeigen, dass wir in Lünen in solchen Situationen zusammenstehen."

Kleine-Frauns kündigte für Mittwoch um zwölf Uhr eine Schweigeminute in allen Schulen und im Lüner Rathaus an. Die Schüler seien derzeit in der Schule sicher, die Polizei sei dort im Einsatz. Eltern, die ihre Kinder von Schule abholen wollen, sollten einen Personalausweis mitbringen, hieß es. Es finde an der Schule kein Unterricht mehr statt. Wie genau es zu der Tat kam, ist bisher nicht bekannt. Details zur Identität des Täters gab die Polizei nur spärlich heraus. Erste Informationen zu den wichtigsten Fragen gibt es dennoch:

Wer ist der mutmaßliche Täter?

Der tatverdächtige Schüler ist 15 Jahre alt und hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Laut Polizei wurde der Jugendliche in Deutschland geboren, hat aber außerdem einen kasachischen Pass. Nach der Tat wurde er festgenommen. Der Tatverdächtige sollte vernommen werden. Ob und wenn ja, welche Angaben er zu der Tat gemacht hat, wollte die Polizei bisher nicht sagen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll der Junge erst seit Kurzem die Gesamtschule in Lünen besucht haben.

Wer ist das Opfer?

Bei dem Opfer handelt es sich Polizeiangaben zufolge um einen 14-jährigen Jungen aus Lünen, der ebenfalls in Deutschland geboren wurde. Über das Verhältnis zwischen dem mutmaßlichen Täter und dem Opfer machte die Polizei bisher keine genaueren Angaben. Sie geht aber davon aus, dass es sich bei dem Angriff nicht um einen Amoklauf handelte. "Nach jetzigem Kenntnisstand handelt es sich um eine Einzeltat an dieser Schule."

Was genau ist in Lünen passiert?

Um kurz nach acht Uhr am Morgen soll der 15-Jährige seinem Opfer auf dem Schulflur der Käthe-Kollwitz-Schule begegnet sein. Laut "Bild" hielt sich zu diesem Zeitpunkt auch die Mutter des älteren Jugendlichen im Gebäude auf. Medienberichten zufolge soll der mutmaßliche Täter seinem 14-jährigen Mitschüler mit einem Messer in den Hals gestochen haben. Diese Angaben wollte die Polizei bisher nicht offiziell bestätigen.

"Zu der Art der Verletzungen des Opfers können wir derzeit noch keine Angaben machen", erklärten die Ermittler. "Die Spurensuche und die Ermittlungen vor Ort dauern an." Noch im Schulgebäude sei versucht worden, den verletzten Jungen zu reanimieren, sagte eine Polizeisprecherin der "Rheinischen Post". Dennoch starb der 14-Jährige noch vor Ort. Nach der Tat sei der 15-Jährige vom Schulgelände geflüchtet, konnte wenig später aber von Beamten der Polizei aufgespürt werden.

Welches Motiv steht hinter der Tat?

Die Polizei erklärte, der Tatverdächtige werde aktuell von der Polizei vernommen. Medienberichte, wonach die beiden Jugendlichen Streit hatten, wollte die Polizei ebensowenig bestätigen wie Angaben von Augenzeugen, die der "Rheinischen Post" zufolge aussagten, der Angriff habe eigentlich einem Lehrer gegolten. Dazu teilte die Polizei mit: "Derzeit herrscht in den sozialen Medien eine Gerüchtelage, die besagt, dass der Angriff nicht dem späteren Opfer gegolten haben soll. Diese Gerüchtelage wird von hier aus nicht bestätigt. Wir bitten Sie dringend, sich von Gerüchten zu distanzieren!"

Für alle weiteren Ermittlungen ist eine Mordkommission eingerichtet worden. "Im Moment laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, warum das genau passiert ist, was genau passiert ist", sagte eine Polizeisprecherin. Derzeit werde am Tatort nach Spuren gesucht, auch Zeugen würden noch vernommen.

Was ist über den Tatort bekannt?

Die Kollwitz-Schule ist eine von zwei Gesamtschulen in Lünen, einer Stadt am Rand von Ruhrgebiet und Münsterland. Nach Angaben der Stadtverwaltung besuchen 968 Schüler die Einrichtung. Die Schule hat mehrere Schwerpunkte. Neben einer musisch-künstlerischen Ausrichtung spielen Sprachen, Sport sowie naturwissenschaftliche, technische und mathematische Schwerpunkte tragende Rollen.

Nach der Tat kümmern sich Seelsorger an der Schule in Lünen um Lehrer, Schüler sowie Eltern. Zuletzt hatte der Kampf gegen Kinder- und Jugendkriminalität sogar die Landespolitik in Nordrhein-Westfalen bestimmt. 2016 war jeder fünfte Straftäter laut Statistik jünger als 21 Jahre - die Zahl war im zweiten Jahr infolge wieder angestiegen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP

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