Täter, Opfer, Motiv Was wir über die tödliche Attacke bei Ulm wissen
06.12.2022, 11:31 UhrZwei Mädchen werden auf ihrem Schulweg von einem Mann mit einem Messer angegriffen. Beide kommen schwer verletzt ins Krankenhaus, eines stirbt später. Die Bluttat in Illerkirchberg löst eine Reihe von Fragen aus - und erinnert an einen anderen Vorfall.
Am Montagmorgen werden zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren auf ihrem Schulweg angegriffen und verletzt. Die 14-Jährige stirbt im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Der mutmaßliche Angreifer ist ein 27-Jähriger, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Der Asylbewerber aus Eritrea sei demnach ebenfalls verletzt und unter polizeilicher Bewachung in einer Klinik. Bei ihm hatten Beamte den Angaben nach ein Messer gefunden, das die Tatwaffe sein könnte. Doch noch immer sind zu dem Fall viele Fragen offen.
Was ist über das Motiv des Angreifers bekannt?
Die Ermittlungen der Polizei nach dem Angriff auf die beiden Mädchen im Illerkirchberger Ortsteil Oberkirchberg laufen auf Hochtouren. Doch aus welchem Grund der Verdächtige auf die beiden Teenagerinnen losgegangen ist, kann bisher niemand mit Sicherheit sagen. Klar ist bisher auch nicht, ob sich Opfer und Täter bereits vor der Tat kannten oder ob eine andere Verbindung zwischen ihnen bestand. Bei seiner Vernehmung machte der Mann keine Angaben zur Sache, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
Warum ist der mutmaßliche Angreifer im Krankenhaus?
Der 27-jährige Mann, der laut Polizei vor Ort als Asylbewerber aus Eritrea in einer Flüchtlingsunterkunft ganz in der Nähe des Tatortes lebt, wird wegen Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt. Er ist deshalb stundenlang operiert worden. Wann und wie genau es zu diesen Verletzungen kam, soll mit einem rechtsmedizinischen Gutachten geklärt werden. "Der Mann hat sich vermutlich selbst in der Flüchtlingsunterkunft mit einem Messer verletzt, vermutlich mit der Tatwaffe", sagt ntv-Reporter Andreas Merkel vor Ort dazu. Wie stark die Verletzungen des Mannes sind und wann er aus dem Krankenhaus entlassen werden kann, wurde bisher nicht bekannt gegeben. Er steht im Krankenhaus unter polizeilicher Bewachung.
Warum hat die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl beantragt?
Zunächst hieß es, die Schuldfähigkeit des Mannes solle mit einem psychiatrischen Gutachten überprüft werden. Hätten sich Anzeichen für eine verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit ergeben, wäre der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden. Stattdessen erließ der Haftrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft am Nachmittag einen Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes.
War der mutmaßliche Täter der Polizei schon zuvor aufgefallen?
Der Tatverdächtige beruft sich auf sein Aussageverweigerungsrecht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm teilt mit, er sei den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Der Mann aus Eritrea sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt.
Wieso hat die Polizei drei Männer mitgenommen?
Der mutmaßliche Angreifer soll nach der Tat in die Flüchtlingsunterkunft gerannt sein, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Bei der Erstürmung durch ein Sondereinsatzkommando trafen die Beamten auf ihn und zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Ob sie Auskunft zum Geschehen oder zu einem möglichen Motiv des 27-Jährigen machen konnten, blieb unklar. Die zwei Männer wurden später wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Verdacht gegen sie habe sich nicht erhärtet, erklärte die Staatsanwaltschaft.
In welchem Zustand befindet sich die zweite angegriffene Schülerin?
Die 13-jährige Schülerin wurde, den Angaben der Polizei zufolge, durch den Angriff schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Sie wurde vor Ort vom hinzugerufenen Rettungsdienst erstversorgt und in eine Klinik gebracht, wo sie immer noch behandelt wird. Neben den schweren körperlichen Verletzungen gehe es der 13-Jährigen auch psychisch nicht gut, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Mädchen habe zwischenzeitlich erfahren, dass seine Freundin getötet wurde. Die ebenfalls angegriffene 14-Jährige war noch am Tatort wiederbelebt worden, bevor sie in eine Klinik gebracht wurde. Dort starb sie Stunden später. Die Obduktion ergab, dass die 14-Jährige nach Stichverletzungen verblutete.
Gab es zuvor schon einen vergleichbaren Fall in Illerkirchberg?
Tatsächlich hat das Landgericht Ulm vier Männer, die in einer anderen Flüchtlingsunterkunft in Illerkirchberg lebten, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Asylbewerber, die aus Afghanistan und dem Irak stammen, eine 14-Jährige im Herbst 2019 mit Betäubungsmittel zunächst wehrlos gemacht und sich dann an ihr vergangen haben. Die Männer im Alter zwischen 17 und 26 Jahren hatten zuvor die alkoholisierte Jugendliche überredet, mit ihnen zu der Flüchtlingsunterkunft in Illerkirchberg zu fahren. Die Schülerin hatte später ihren Eltern und der Polizei von den Verbrechen in der Halloween-Nacht und am Tag danach erzählt.
Quelle: ntv.de, jaz/mau