Panorama

Australischer Entführungsfall Was wollte der Täter von Cleo?

Die Spurensicherung im Haus des mutmaßlichen Entführers ist noch nicht abgeschlossen.

Die Spurensicherung im Haus des mutmaßlichen Entführers ist noch nicht abgeschlossen.

(Foto: dpa)

Die vierjährige Cleo Smith ist wieder sicher bei ihrer Familie, der mutmaßliche Täter in Polizeigewahrsam. Doch die 18 Tage der Entführung liegen noch weitgehend im Dunkeln, was geschah in dieser Zeit? Und warum entführte der Mann die Vierjährige?

Ein Kind wird nachts aus dem Zelt der Eltern entführt und 18 Tage später körperlich unversehrt gefunden - der Fall von Cleo Smith hat Menschen in aller Welt bewegt. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft. Mehr als zwei Wochen hatte er das vierjährige Mädchen in seiner Gewalt. Noch können die Ermittler nicht beantworten, warum er das Kind entführt hatte.

Die australische Polizei gibt den Namen des mutmaßlichen Täters mit Terence Darrell Kelly an. Der 36-Jährige war bei der Suche nach Cleo ins Blickfeld der Ermittler gerückt. Was genau ihn verdächtig machte, dazu schweigt die Polizei noch. Der stellvertretende Polizeikommissar von Westaustralien, Col Blanch, hat die Arbeit bis zu Kellys Festnahme und Cleos Rettung als Suche nach "der Nadel im Heuhaufen" beschrieben.

Detective Superintendent Rod Wilde, der leitende Ermittler, hatte berichtet, seine Kolleginnen und Kollegen hätten "Hunderttausende" von Beweisstücken und Zeugenaussagen gesichtet und jede mögliche Spur abgearbeitet. "Wir mussten viele Informationen durchgehen. Die Aussagen der 100 Leute, die auf dem Campingplatz waren, CCTV-Aufnahmen, Daten von Telefonen ...", sagte er. Blanch zufolge spielten Telefondaten eine besondere Rolle. "Es ist ein großes Puzzle, wissen Sie, alles hat dazu beigetragen", sagte er. Am Ende führte die "hartnäckige, methodische Polizeiarbeit" zum Ziel, das ist die Botschaft der Ermittler.

Akribische Arbeit

Kelly und das Haus, das er bewohnte, gerieten ins Fadenkreuz der Polizei. Kommissar Dawson zufolge habe es "wirklich wichtige" Informationen über ein Auto gegeben, die am Mittwoch dazu beitrugen, die Polizei zu dem Haus zu führen. Berichte, dass Kellys Auto in der Nacht von Cleos Verschwinden in der Nähe des Campingplatzes Blowholes in Macleod gesehen worden war, wollte die Polizei nicht bestätigen.

Detective Wilde sagte, dass die Polizei in der Lage war, "sich ein Bild davon zu machen, wer dort sein sollte und wer nicht dort sein sollte", indem sie alle erhaltenen Informationen zusammenfügte und "Personen zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten platzierte". Am Dienstagnachmittag wurden die Dinge "klarer", was zur Festnahme Kellys führte. Lokalen Medienberichten zufolge wurde der Mann Stunden vor der Rettung von Cleo in seinem Fahrzeug gestellt. Als die Polizei später in Kellys Haus eindrang, fanden die Polizisten das Mädchen dort allein vor.

Lange Listen mit Fragen

Sowohl der mutmaßliche Täter als auch die vierjährige Cleo sollen befragt werden. Bei dem Kind gehen die Ermittler äußerst behutsam vor. Die Entführung war sicherlich eine traumatische Erfahrung, die durch die Befragung nicht erneuert werden soll. Blanch wollte sich im australischen Fernsehen nicht dazu äußern, ob Cleo Anzeichen für ein Trauma zeige. "Wir haben uns bereits zu ihrem physischen Erscheinungsbild geäußert, und sie schien gesund zu sein, als wir das erste Mal dort waren. Wir haben sie vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht", sagte er lediglich.

"Aber wie gesagt, ein so kleines Kind, das Mama und Papa weggenommen wurde, 18 Tage in einem fremden Haus, man kann sich nur vorstellen, was da passiert ist und welches Trauma sie davon hat, und ich hoffe, sie wird sich erholen", fügte er hinzu. Das Mädchen wird nun von Experten befragt. Es könnte jedoch Tage oder vielleicht auch Wochen dauern, bis sie nützliche Informationen von ihr erhalten. Zunächst steht im Vordergrund, dass das Kind so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie verbringt, bevor die Ermittler "sehr sorgfältig mit Cleo durcharbeiten, was wir sie fragen müssen".

Seltsame Person

Die Befragungen des Verdächtigen gestalten sich ebenfalls schwierig. Nach seiner Festnahme verletzte der Mann sich selbst und musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei geht davon aus, dass er allein gehandelt hat und für die Entführung eine Gelegenheit nutzte, die sich ihm bot. Ob dem eine längere Planung vorausging, ist noch unklar.

Zahlreichen Medienberichten zufolge soll er eine Obsession für Puppen haben und in seinem Haus auch viele Exemplare gesammelt haben. In sozialen Netzwerken kursierte ein Video von dem Mann, auf dem er sich selbst in einem Zimmer voller Puppen gefilmt haben soll. Cleo selbst soll mit Spielzeug beschäftigt gewesen sein, als Beamte sie in der Nacht zum Mittwoch aus dem verschlossenen Haus befreiten. Nachbarn beschrieben den 36-Jährigen zudem als "ruhig" und "einsam". Zuletzt soll er sich merkwürdig und seltsam benommen haben. Unter anderem soll der Alleinlebende Windeln gekauft haben.

Inzwischen wurde gegen Kelly Anklage erhoben. Dem 36-Jährigen werde vorgeworfen, ein Kind unter 16 Jahren in seine Gewalt gebracht zu haben, was allgemein als "Kindesdiebstahl" bezeichnet werde, berichtete der australische Sender ABC unter Berufung auf die Justiz. Der Mann habe bei der Anklageerhebung kaum Emotionen gezeigt. Auf die Frage, ob er die Vorwürfe verstanden habe, habe er lediglich genickt. Freilassung auf Kaution habe der Verdächtige nicht beantragt.

Quelle: ntv.de, sba

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