WHO vermutet hohe Dunkelziffer Weltweit viel mehr Corona-Tote als gemeldet
21.05.2021, 12:56 Uhr
In Brasilien entstanden Massengräber für die vielen Corona-Toten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im vergangenen Jahr werden offiziell rund 1,8 Millionen Covid-19-Todesfälle weltweit registriert. Ein Jahresbericht der WHO zeigt nun: Die tatsächliche Zahl dürfte bis zu drei Mal so hoch sein. Mit Blick auf die sinkenden Infektionszahlen in Europa warnt die Organisation davor, die gleichen Fehler zu machen wie 2020.
Die durch das Coronavirus verursachte Übersterblichkeit in der Welt liegt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwei bis drei Mal höher als die Zahl der offiziell registrierten Covid-19-Todesfälle. "Die Zahl der Gesamt-Todesfälle liegt mindestens zwei bis drei Mal höher als offiziell gemeldet", erklärte WHO-Vertreterin Samira Asma.
Sie äußerte sich aus Anlass der Vorlage des WHO-Jahresberichtes 2020, demzufolge die direkt oder indirekt durch das Coronavirus verursachte Übersterblichkeit im vergangenen Jahr bei mindestens drei Millionen Todesfällen lag. Offiziell gemeldet worden waren im vergangenen Jahr weltweit rund 1,8 Millionen Covid-19-Todesfälle. Mittlerweile liegt die offizielle Zahl bei rund 3,4 Millionen.
Die Zahl der offiziell registrierten Corona-Toten wird von Experten seit Langem angezweifelt. Ihnen zufolge ist die Dunkelziffer sowohl der Infektions- als auch der Todesfälle in vielen Ländern sehr hoch.
"Wir haben unsere Lektion auf die harte Weise gelernt"
Trotz sinkender Infektionszahlen in Europa hatte die WHO am Donnerstag vor einem vorzeitigen Nachlassen im Kampf gegen die Pandemie gewarnt. Die Zahl der nachgewiesenen wöchentlichen Neuinfektionen in der europäischen Region sei zwar innerhalb eines Monats von 1,7 Millionen um rund 60 Prozent auf knapp 685.000 in der vergangenen Woche zurückgegangen, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. "Aber dieser Fortschritt ist zerbrechlich. Wir waren hier schon einmal. Lasst uns nicht dieselben Fehler machen, die zu dieser Zeit im vergangenen Jahr gemacht wurden."
Diese Fehler hätten zu einem Wiedererstarken des Coronavirus sowie dazu geführt, dass die europäischen Gesundheitssysteme, Gemeinschaften und Volkswirtschaften erneut die volle Kraft der Pandemie gespürt hätten. "Wir haben unsere Lektion auf die harte Weise gelernt", sagte Kluge. Nun gehe es in die richtige Richtung. Dennoch müsse man das Virus weiter aufmerksam im Auge behalten. Die Pandemie sei noch nicht vorbei. Die im Sommer erwartete zunehmende Mobilität sowie mehr Aktivitäten und Zusammenkünfte könnten wieder zu mehr Infektionen in Europa führen. Während man weiter Vorsicht walten lassen müsse, mögen die Corona-Impfstoffe zwar ein Licht am Ende des Tunnels sein. "Aber wir dürfen uns von diesem Licht nicht blenden lassen", sagte Kluge.
Die WHO zählt zur Region Europa insgesamt mehr als 50 Länder, neben der EU sind darunter zum Beispiel auch die Türkei, Russland und die Ukraine. In dieser Region hat es nach WHO-Angaben bislang knapp 54 Millionen gemeldete Corona-Infektionen sowie rund 1,13 Millionen damit in Verbindung stehende Todesfälle gegeben
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP