"Festival of Lights" in BerlinWenn eine Stadt leuchtet

Wer Berlin mal in einem etwas anderen Licht sehen will, der kann das vom 6. bis 15. Oktober tun. Über 40 Illuminierungen bringen Licht ins Dunkel der Stadt, die sowieso niemals schläft. Auch Julianne Moore lässt sich das nicht entgehen.
Die Tage werden kürzer und kälter. Und somit dunkler - Zeit für mehr Licht! Die Berliner haben's daher gut, dass das "Festival of Lights" am 6. Oktober startet. Bauwerke, die im Dunkeln sonst höchstens von ein paar Energiesparlampen illuminiert werden, leuchten nun über eine Woche um die Wette. Bereits zum 13. Mal findet das Festival statt, das Motto dieses Jahr: "Creating Tomorrow". Elf internationale Videokünstler zeigen mehr als 40 Lichtkunstwerke. Zum ersten Mal werden sogenannte Videomappings, also bewegte Bilder, auch an den Berliner Dom projiziert.
Aber auch andere Herzensangelegenheiten der Festival-Organisatorin Birgit Zander werden gezeigt. Der Palais am Festungsgraben verwandelt sich beispielsweise zum "House of Design": International bekannte Künstler, aber auch unbekannte oder bereits verstorbene Künstler finden eine Bühne an der Fassade des Palais'. Dieses Jahr werden die fantastischen Bilder des 2007 verstorbenen Berliner Künstlers Aribert Gross eine Würdigung erfahren, die seine Tochter Birga Hauptmann zur Verfügung stellt. "Das ist eine große Ehre und sehr bewegend für mich", erzählt sie n-tv.de. Zahlreiche Werke befinden sich in privaten Sammlungen oder wurden vom Senat Berlin gekauft. Die Werke ab Mitte der Siebziger Jahre aber sind in ihrem Besitz.
Könnte also sein, dass dieser Geheimtipp gar nicht mehr so lange ein Geheimnis bleibt - vor allem, weil seine Kunstwerke parallel auch in der Galerie Barbiche (Potsdamer Straße 151, Berlin-Schöneberg) ausgestellt werden. Gross verfolgte einen eigenen und vor allem eigenwilligen Kunststil, den er "KISS" nannte. "KISS" steht für " kausal-inspirative Signal-Symbiotik" - man kann sich daher gut vorstellen, dass dieser Künstler einen Hang zum Hippietum hatte und er sich durchaus für menschliche und botanische Kuriositäten und Eigenarten interessierte.
Julianne Moore am Drücker
Diesen Interessen dürfte er im Berliner Nachtleben gut und gerne nachgegangen sein, wie sich seine Tochter erinnert: "Er saß in Künstlerkneipen und malte auf Bierdeckel. Er ärgerte sich maßlos, als diese zweiseitig bedruckt wurden," erzählt Birga Hauptmann lachend.
Ebenfalls "an die Wand geworfen" wird Barbara Becker an diesem historischen Gemäuer: Die Designerin präsentiert zwei farbenfrohe Motive und fungiert als Patin für das "House of Art". Daniela Katzenberger knipst den Lichtschalter an der Humboldt-Universität an und gibt damit Kindern eine Bühne, die ihre "Kinderträume" bei einer Malaktion verwirklichen konnten.
Becker und Katzenberger sind nicht die einzige Prominenten, die das Festival anlocken: Am Abend vor der offiziellen Eröffnung erweist Hollywood-Schauspielerin Julianne Moore der Hauptstadt die Ehre. Sie eröffnet eine 3D-Mapping Installation des Sponsors Triumph am Alten Stadthaus im Herzen Berlins. Ein weiteres - im wahrsten Sinne des Wortes - Highlight dürften zum Beispiel die Aktionen im Märkischen Viertel sein: Dort wird mit viel Licht und Mitmachaktionen (Malen in der Viertel Box oder ein leuchtendes Boules-Turnier) gezeigt, wie Menschen aus 110 Nationen gemeinsam und kreativ ihre Zukunft gestalten können.
Viele historische Gebäude werden illuminiert, von Schloss Bellevue bis zur Staatsoper, von Funkturm bis zum Fernsehturm - dort allerdings hat man sich etwas ganz besonders Herausragendes ausgedacht: Der Turm auf dem Alexanderplatz verwandelt sich in eine gigantische Antenne, und wer 15 Euro investieren will, kann sich scannen lassen, um dann an den Turm "gebeamt" zu werden.
Hoffen wir also, dass der Sturm über Berlin nachlässt und möglichst viele Besucher sich vom Himmel über Berlin - und seinem Licht - angezogen fühlen.
Das vollständige Programm finden Sie hier.