Panorama

26-Jähriger aus guter Familie Wer ist der CEO-Mörder von New York?

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Am 4. Dezember wird vor einem Hotel in New York der CEO einer großen US-Krankenversicherung erschossen. Gesucht wird ein Mann, der danach in den Central Park flüchtet. Wenige Tage später gibt es im US-Bundesstaat Pennsylvania eine Festnahme. Wer ist der Verdächtige?

Ein Mord direkt vor einem Hotel mitten in New York, das Opfer ist der CEO des Krankenversicherers UnitedHealthcare, Brian Thompson. Wer aber ist der Täter, jener maskierte junge Mann, den die Polizei tagelang jagt und nun vermutlich gefasst hat?

Am Montag meldet die Polizei, ein 26-jähriger Mann sei zunächst wegen Waffenbesitzes festgenommen worden. Ein Angestellter hatte ihn in einem McDonald's in Altoona im US-Bundesstaat Pennsylvania erkannt. Später wird klar, es handelt sich um die Person, nach der die Polizei seit dem Mord in New York mit Hochdruck fahndet. "Er gilt als die Person von Interesse im Zusammenhang mit dem dreisten, gezielten Mord an Brian Thompson", sagte Jessica Tisch, die New Yorker Polizeikommissarin, bei einer Pressekonferenz.

Die Polizei gibt den Namen des Verdächtigen mit Luigi M. an. Der 26-Jährige stammt aus Baltimore im US-Bundesstaat Maryland. Laut Joseph Kenny, dem Chef der New Yorker Kriminalpolizei, hat er aber auch Verbindungen nach San Francisco in Kalifornien. Seine letzte Adresse hatte der Mann in Honolulu auf Hawaii.

"Ein guter Mensch", gut ausgebildet

Am Haus der Familie parkt ein Polizeiauto.

Am Haus der Familie parkt ein Polizeiauto.

(Foto: REUTERS)

Dem Vernehmen nach stammt er aus einer wohlhabenden Familie und besuchte eine private Highschool in Baltimore, wo er als Jahrgangsbester abschloss. Ein ehemaliger Klassenkamerad, Freddie Leatherbury, sagte der Nachrichtenagentur Associated Press, dass es für den Verdächtigen "sehr gut" lief. "Er war ein guter Mensch", sagte ein ehemaliger Lehrer der "Washington Post". "Er war sehr intelligent, lebhaft und voller Leben. Ich bin zutiefst erschüttert, weil das einfach nicht zu dem Jungen passt, den ich vor all den Jahren kannte."

Der mutmaßliche Täter besuchte dann die University of Pennsylvania, wo er den Angaben der Universität zufolge einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Informatik erlangte und einen Club für die Entwicklung von Videospielen gründete. Danach arbeitete er unter anderem als Praktikant bei einem Videospielentwickler und als Dateningenieur für eine Autohandelswebseite. Seit 2023 ist jedoch unklar, ob und wo er arbeitete.

Bisher ist die Polizeiakte des Mannes leer. Die Polizei fand bei M. aber eine sogenannte Ghost Gun, eine Schusswaffe, deren Rückverfolgbarkeit weitgehend unmöglich ist. Die Waffe wurde offenbar mit einem 3D-Drucker hergestellt, dazu gehörten ein Schalldämpfer und ein geladenes Magazin mit sechs Schuss 9-mm-Munition. Der Polizei zufolge trug er mehrere Ausweise bei sich, darunter einen US-Reisepass und einen gefälschten Ausweis aus New Jersey, der zum Einchecken in dem New Yorker Hostel verwendet wurde, in dem der Verdächtige vor der Schießerei gesehen wurde.

Hinweise auf Motiv

Außerdem habe er ein dreiseitiges handschriftliches Dokument bei sich gehabt, aus dem "Motivation und Geisteshaltung" hervorgehen, sagten die Beamten. Laut Polizei brachte er darin seinen "bösen Willen gegenüber der amerikanischen Wirtschaft" zum Ausdruck. In dem Dokument heißt es: "Diese Parasiten haben es verdient" und "Ich entschuldige mich für jeglichen Streit und jedes Trauma, aber es musste getan werden", sagte ein hochrangiger Polizeibeamter der "New York Times".

Damit bestätigen sich offenbar Vermutungen, dass der Mord im Zusammenhang mit der Tätigkeit von Thompson steht. Der BBC zufolge hatte der Verdächtige Social-Media-Profile, in denen er unter anderem dem Manifest des Una-Bombers Theodore Kaczynski vier Sterne gab. Seine Leseempfehlung bei Goodreads begründete er damit, dass er Kaczynskis Buch als das eines "extremen politischen Revolutionärs" lese. Ein Social-Media-Account, der mit ihm in Verbindung gebracht wurde, postete Beiträge zu Themen von künstlicher Intelligenz bis hin zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien.

Die Familie des Mannes teilte in einer Erklärung auf X mit, man sei "schockiert und am Boden zerstört" über die Festnahme. Recherchen von US-Medien zufolge hatte der mutmaßliche Täter in den zurückliegenden Monaten den Kontakt zur Familie und zu Freunden verloren.

Inzwischen weitete die Staatsanwaltschaft in Manhattan die Anklagepunkte gegen den 26-Jährigen auf vorsätzlichen Mord, dreifaches Vergehen mit Schusswaffengebrauch und Urkundenfälschung aus. Die Behörden hatten zuvor erklärt, sie rechneten in den kommenden Tagen damit, dass in New York Mordanklage erhoben werde.

Quelle: ntv.de

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