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Mediziner in Sorge Wie schlimm steht es um den Papst?

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Es ist positiv, dass der Papst bislang nicht auf eine Beatmungsmaschine angewiesen ist, sagen Ärzte.

Es ist positiv, dass der Papst bislang nicht auf eine Beatmungsmaschine angewiesen ist, sagen Ärzte.

(Foto: dpa)

Die Ärzte von Franziskus stehen unter Schweigepflicht. Doch Mediziner weltweit setzen anhand der Mitteilungen des Vatikans ein Puzzle über die Schwere seiner Erkrankung zusammen. Das Fazit: Selbst wenn der Papst die Krise überlebt, bedeutet jede Woche im Krankenhaus mindestens einen Monat Reha.

Papst Franziskus ist inzwischen seit drei Wochen im Krankenhaus - nach der Einlieferung wegen einer Bronchitis, die eine Lungenentzündung nach sich zog. Ärzte, die nicht für seine Behandlung zuständig sind, rechnen mit einer schwierigen Zeit für den 88-Jährigen, auch wenn dieser sich vollständig von der Krankheit erholen sollte.

Warum wurde Papst Franziskus überhaupt ins Krankenhaus eingeliefert?

Das katholische Kirchenoberhaupt kam am 14. Februar ins Gemelli-Krankenhaus von Rom, nachdem eine wochenlange Bronchitis ihm immer mehr Probleme beim Sprechen bereitet hatte. Wenige Tage später teilte der Vatikan mit, dass der Papst eine komplexe Infektion der Atemwege habe. Der Papst erkrankte dann an einer Entzündung beider Lungenflügel und wurde unter anderem mit Antibiotika behandelt.

Wie ernst ist es?

"Er ist ein 88-Jähriger, der seit drei Wochen im Krankenhaus ist und eine akute Behandlung bekommt", sagte der Arzt Andrew Chadwick, ein Spezialist für Atemwegserkrankungen der Oxford University Hospitals in Großbritannien. "Das ist kein Zeichen dafür, dass es gut läuft." Eine derart lange Krankenhauseinlieferung bei einer Person im Alter des Papstes sei sehr besorgniserregend, sagte Chadwick. "Der Weg vor ihm sieht noch immer holprig aus." Die Ärzte des Papstes haben seinen Zustand als stabil bezeichnet. Doch bestehe weiter eine Gefahr für ihn.

Was beunruhigt die Ärzte besonders?

Dass der Papst so oft an Atemnot und Komplikationen gelitten habe, sowie die Tatsache, dass er auf Geräte angewiesen sei, um besser atmen zu können, lege nahe, dass "die Lungenentzündung schwerer ist und mehr intensive unterstützende Maßnahmen erfordert", sagte die Leiterin für Lungenmedizin an der Johns Hopkins University, Meredith McCormack. "Es klingt so, als ob es womöglich keine Anzeichen für eine klare Verbesserung und einige andauernde Anzeichen für eine schwere Infektion gibt, wie die andauernde Notwendigkeit von Sauerstoff." Der Papst hat im Krankenhaus zusätzlichen Sauerstoff bekommen. Laut Vatikan hatte der Papst zuletzt am Montag Atemnot, seitdem habe sich der Zustand stabilisiert.

Ärzte warnen, dass mit der Dauer des Krankenhausaufenthalts auch die Wahrscheinlichkeit für andere Komplikationen steige, wie Infektionen durch Katheter, Wunden vom vielen Liegen oder eine weitere Lungenentzündung.

Gibt es ermutigende Zeichen dafür, dass es dem Papst besser geht?

Laut dem Dozenten für Innere Medizin an der University of Pennsylvania, Jeffrey Millstein, ist es positiv zu werten, dass der Papst bislang nicht auf eine Beatmungsmaschine angewiesen gewesen sei. Das wäre wahrscheinlich der nächste Schritt, wenn der Papst mit den nichtinvasiven Methoden, die bislang bei ihm eingesetzt worden sind, nicht gut genug atmen könnte.

Der Vatikan veröffentlichte am Donnerstag eine kurze Audioaufnahme, in der sich der Papst für Genesungswünsche bedankt. Obwohl die Stimme des Kirchenoberhaupts deutlich schwächer als normal geklungen habe, sei die Audiobotschaft ein gutes Zeichen, sagte McCormack. "Das zeigt in der Tat, dass er noch immer dazu in der Lage ist, auf bedeutende Weise zu kommunizieren", sagte die Medizinerin. "Wenn man an lebenserhaltende Geräte angeschlossen wäre, könnte man das nicht tun."

Wie lange könnte die Genesung dauern?

Ziemlich lange. McCormack sagte, für jede Woche, die ein Patient im Krankenhaus verbringe, betrage die Genesungszeit etwa einen Monat.

Der Abteilungsleiter für Lungenmedizin am Massachusetts General Hospital, Eric Schmidt, verwies darauf, dass eine schwere Lungenentzündung dauerhafte Folgen haben könne. "Das ist nicht einfach eine Erkrankung der Lunge", sagte er. "Das wirkt sich wirklich auf mehrere Teile des Körpers aus." Eine schwere Lungenentzündung könne später zu Gedächtnisverlust, Konzentrationsproblemen, Muskelschwäche und Depression führen, sagte er.

Aus Expertensicht wäre es gut, wenn der Papst den Zustand der akuten Krankheit hinter sich ließe und mit einer Reha-Behandlung beginnen könnte, sagte Chadwick. In dieser Woche bekam der Papst neben einer Physiotherapie für seine Atemwege auch eine Physiotherapie für seine Mobilität.

"Selbst wenn es ihm wie durch ein Wunder heute besser ginge, wird er wahrscheinlich auf eine längere Phase der Reha angewiesen sein", gab Chadwick zu bedenken. "Der Papst wird sich wahrscheinlich eine Weile ausruhen und einige seiner normalen Amtspflichten zurückfahren müssen."

Quelle: ntv.de, mau/AP

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