Wie lange bleibt es noch kalt? Der Märzwinter lässt sich nur schwer vertreiben
10.03.2023, 16:19 Uhr (aktualisiert)
Das erste Märzdrittel verlief im deutschlandweiten Mittel bisher über ein Grad zu kalt.
(Foto: dpa)
Der Märzwinter liegt voll im Trend: Niedrige Temperaturen und Glätte überziehen im Wechselspiel Nord- und Süddeutschland. Den Norden erwartet in puncto Schnee in den kommenden Tagen eine kleine Wundertüte. Einen Hoffnungsschimmer bietet die nächste Woche.
ntv.de: Der Winter will wohl noch nicht weichen. Wie ist die Entwicklung?
Björn Alexander: Die Luftmassengrenze zwischen kalter Polarluft im Norden und der milderen Luft im Süden, die zum Teil sogar auch mal Frühlingsambitionen hat, bleibt uns auch weiterhin erhalten. Dabei wird die Kaltluft vorübergehend mal weiter nordwärts abgedrängt, mal schwappt sie zurück gen Süden.
Ist ein Ende dieses Wechselspiels absehbar?
Bis Mitte nächster Woche auf jeden Fall nicht, sodass uns die durchwachsenen bis stürmischen und sehr abwechslungsreichen Zeiten vorerst erhalten bleiben. Dann mehren sich aber die Chancen auf erweiterte Gehversuche des Frühlings.
Das letzte Wort in Sachen Wetterbesserung ist wohl noch nicht gesprochen, oder?
Es gibt leider noch andere Ansätze, die die Spätwinterluft weiterhin bedrohlich nah sehen. Und auch die experimentellen Langfristprognosen des amerikanischen Wetterdienstes NOAA bewerten den März 2023 in Nordeuropa bis etwa in die Mitte Deutschlands zu kalt.
Damit ist der Märzwinter wohl voll im Trend?
Das ist er. Das erste Märzdrittel verlief im deutschlandweiten Mittel bisher über ein Grad zu kalt - insbesondere die Nordhälfte auch gerne mal über zwei Grad. Das passt gut ins Bild der Langfristprognose, zeigt aber gleichzeitig auch, dass ein extremes Überperformen des Frühlings im März eher weniger wahrscheinlich ist.
Dann schauen wir mal auf das aktuelle Wetter: Welche Entwicklungen erwarten uns?
Nach einer teilweise ausgewachsenen Sturmnacht im Süden mit Spitzenböen, die teilweise mehr als 100 Kilometer pro Stunde erreicht haben, liegt die Luftmassengrenze momentan in einem Streifen vom Münsterland bis ins südliche Brandenburg. Nach einer kurzen Pause kommen bei nasskalten 1 bis 5 Grad erneut Schnee und Schneeregen auf. Südlich davon klingt der Regen vorübergehend ab und die Sonne kommt durch. Es bleibt aber windig bis stürmisch bei 10 bis 16 Grad.
Und danach?
Wird es definitiv nicht langweilig. Die Grenze verschiebt sich mit einem teilweise lebhaften bis stürmischen Wind und akuter Rutschgefahr in der Nacht zum Freitag weiter nordwärts. Und zwar in den Bereich südliches Niedersachsen bis herüber ins nördliche Brandenburg, bevor die Kaltluft samt Kaltfront in der Nacht zum Samstag wieder bis ganz in den Süden knattert.
Mit Glätte?
Auf jeden Fall. Die Nacht zum Samstag bringt wieder landesweit Frostgefahr. Mit einer üblen Gemengelage aus gefrierender Nässe, Reif und zum Teil auch Schnee.
Auf welche Schneemengen müssen sich die betroffenen Landesteile denn einstellen?
Das sehen die verschiedenen Wettercomputer noch sehr unterschiedlich. Geht es aber beispielsweise nach dem europäischen Wettermodell, dann sind in Teilen der Nordhälfte stellenweise über 10 oder 15 Zentimeter denkbar. Andere Berechnungen gehen hierbei aber mal so gar nicht mit, sodass den Norden in puncto Schnee eine kleine Wundertüte erwartet. Derweil wird im Süden die teilweise düstere Regenbilanz weiter aufgearbeitet.
Wie viel Regen fällt noch?
Nachdem es zuletzt im Süden schon ganz ordentlich geregnet hat, sind auch dort stellenweise nochmals 20 bis 40, mitunter auch 60 Liter pro Quadratmeter und mehr denkbar. Einige Prognosen haben sogar bis einschließlich Sonntag über 100 Liter in Staulagen des Schwarzwaldes mit im Rennen. Das wäre mit dem Blick auf den Wasserhaushalt auf jeden Fall schon mal eine gute Sache.
Was hat das Wetter sonst noch zu bieten? Sonne wäre vielleicht nicht schlecht.
Da dürfte sich der Westen mit einem ziemlich freundlichen Samstag schon mal zum Sonnensieger am Wochenende küren. Sonst bleibt es wechselhaft, teilweise auch gänzlich grau, mit weiteren Schauern, die am Sonntag von Südwesten her erst Schnee und Schneeregen, später aber durchweg Regen mitbringen. Mit einem auffrischenden Wind wird es nämlich nach minus 1 bis 7 Grad am Samstag wieder spürbar milder.
Wie warm wird es denn?
Immerhin 3 bis 12 Grad, mit einem ordentlichen Steigerungspotenzial zum Montag, der zum Teil stürmische 10 bis 18 Grad im Gepäck hat. Hierbei scheint dann im super milden Süden häufiger die Sonne. Unterdessen bekommt der Norden mal eine Ladung Dauerregen samt Tauwetter ab.
Und danach?
Geht die Abwärts-Spirale in die nächste Runde. Am oft durchwachsenen Dienstag wird es etwas kälter und in der Nacht zum Mittwoch kracht die nächste Kaltfront mit reichlich Wind südwärts. Damit steht eine Wiederholung des Samstagswetters an.
Was heißt das konkret?
Glätte in der Nacht und in der Früh, dem am Mittwoch ein nasskalter Tag mit 0 bis 8 Grad sowie Schnee auf den Bergen folgen wird.
Geht es dann wieder aufwärts?
Das sieht so aus. So dürfte es ab Donnerstag und Freitag vorübergehend sogar mal für 20 Grad reichen. Allerdings könnte sich anschließend der Spätwinter im letzten Monatsdrittel wieder als zäher Sparringspartner erweisen. Auch die Sturmgefahr könnte dann eine Rolle spielen. Kurzum: Unser Wetter in nächster Zeit kann so ziemlich alles - nur Langeweile will wohl keine aufkommen.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 09. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de