US-Studie rügt Wahlkampf 30.000 Corona-Fälle wegen Trump-Events
02.11.2020, 15:41 Uhr
"Ich hatte es, hier bin ich", verkündete Trump bei einem seiner Auftritte.
(Foto: REUTERS)
Obwohl die Vereinigten Staaten weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen sind, führt US-Präsident Trump seinen Wahlkampf, als gebe es kein Virus. Nun belegt eine Studie: Die Trump-Auftritte vor dichtgedrängten Anhängern haben Zehntausende Infektions- und mindestens 700 Todesfälle verursacht.
Im Kampf um seine Wiederwahl spielt US-Präsident Donald Trump die Corona-Gefahren trotz der hohen Infektionszahlen systematisch herunter - und führt seinen Wahlkampf weitgehend so, als gebe es keine Pandemie. Allein zwischen Juni und September hat der Republikaner 18 Wahlkampfveranstaltungen abgehalten. Forscher der Stanford University haben nun errechnet, dass es aufgrund dieser Events zu mindestens 30.000 zusätzlichen Corona-Infektionen mit 700 Todesfällen gekommen ist.
Weil es nach Aussage der Studienautoren nahezu unmöglich ist, jede einzelne Infektion bei einer Wahlkampfveranstaltung nachzuweisen, gingen die Forscher bei der Ermittlung der Zahlen anders vor: Sie untersuchten die 18 Bezirke, in denen Trump seine Wahlkampfevents abgehalten hat und verglichen die Infektionszahlen mit etwa 200 Bezirken, in denen es keine solchen Veranstaltungen gegeben hat, und die demografisch ähnlich aufgestellt sind.
Die Forscher weisen zwar darauf hin, dass es einen Unterschied mache, ob ein Event draußen oder drinnen stattfand. Dennoch habe Trump die Infektionszahlen zusätzlich dadurch erhöht, dass er seine Anhänger ermutigte, auf Masken und Abstandsregeln zu verzichten. Selbst nach seiner eigenen Covid-Erkrankung verharmloste er die Corona-Gefahr noch wortreicher als bisher. "Ich hatte es, hier bin ich", verkündete Trump bei einem der Auftritte.
USA weltweit am stärksten getroffen
Indes ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionsfälle in den Vereinigten Staaten binnen 24 Stunden erneut um mindestens 68.700 auf rund 9,24 Millionen gestiegen. Mindestens 377 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Insgesamt gibt es inzwischen mindestens 231.097 Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19. Die USA sind sowohl bei den Infektions- als auch den Todesfällen das am stärksten von der Pandemie betroffene Land weltweit.
Der Präsident erklärt sich den enormen Anstieg der Corona-Fälle damit, dass mehr als früher getestet werde. "Wenn wir halb so viel testen würden, wäre die Zahl halb so hoch." Überhaupt werde in den Medien ständig über das Virus geredet. "Macht man den Fernseher an: 'Covid, Covid, Covid, Covid, Covid'", beschwerte sich der Präsident. "Ein Flugzeug stürzt ab, 500 Leute sind tot, sie reden nicht darüber. Covid, Covid, Covid, Covid."
Anders liefen die Wahlveranstaltungen bei Trumps Herausforderer Joe Biden ab: Der Demokrat sprach vor Leuten, die wie in einem Autokino mit ihren Fahrzeugen kamen. Ihre Zustimmung drückten sie mit einem Hupkonzert aus. Bei einem der Auftritte gab Rockstar Jon Bon Jovi ein Mini-Konzert. Ein neuer Werbespot für Biden wurde von Hollywood-Schauspieler Brad Pitt eingesprochen.
Quelle: ntv.de, can/jug/dpa