Politik

"Großes Ladesäulenversagen" 60 Prozent der Gemeinden ohne E-Ladesäule

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Ladevorgang an einer öffentlichen Ladesäule für Elektrofahrzeuge in Körbecke am Möhnesee. In NRW gibt es Ladesäulen fast in jeder Gemeinde.

(Foto: picture alliance / Daniel Kubirski)

Öffentlich zugängliche Ladesäulen für E-Autos sind immens wichtig, um Elektromobilität voranzutreiben. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur gibt es in den meisten deutschen Gemeinden aber gar keine. Besonders schlecht sieht es einem Bericht zufolge in der Heimat des Bundesverkehrsministers aus.

Mehr als die Hälfte der Gemeinden in Deutschland verfügt trotz des anhaltenden Booms der Elektromobilität über keine öffentlich zugängliche Ladesäule für E-Autos. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur zum Stichtag 1. November, die den Funke-Zeitungen vorliegen, verfügen von den insgesamt 10.796 Gemeinden der Bundesrepublik genau 6516 über keine einzige Ladesäule für Stromer. Das sind über 60 Prozent.

Die Daten gehen aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage des Linke-Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch hervor. Bundesweit gibt es demnach 25.376 öffentlich zugängliche Ladeeinrichtungen mit 49.207 Ladepunkten.

Besonders groß ist der Mangel den Angaben zufolge im Heimatbundesland des neuen Bundesverkehrsministers Volker Wissing, Rheinland-Pfalz. Dort gibt es in 1962 der 2302 Gemeinden keine öffentliche Elektro-Ladesäule. Das vergleichsweise kleine Bundesland hat nach der Gemeindereform in den 1970er-Jahren jedoch so viele rechtlich selbstständige Gemeinden behalten wie kein anderes Bundesland in Deutschland.

Infrastruktur lässt vielerorts zu wünschen übrig

Auch in der Heimat von Wissings Amtsvorgänger, dem CSU-Politiker Andreas Scheuer, lässt sich das E-Auto nicht unkompliziert auftanken. In den 2056 bayerischen Gemeinden gibt es zwar die bundesweit meisten öffentlichen Ladepunkte - nämlich 10.147. Aber 994 Gemeinden sind bislang nicht versorgt. Erheblich ist das Missverhältnis in Mecklenburg-Vorpommern, wo Stromtankstellen in 622 der 726 Gemeinden fehlen. Ebenso in Thüringen: 633 Kommunen gibt es, 491 haben keine für jeden zugängliche Stromtankstelle.

Wem dagegen in Nordrhein-Westfalen eine Lademöglichkeit für sein Elektroauto sucht, hat nur in acht der 396 Kommunen ein Problem. Die Statistik der Bundesnetzagentur umfasst alle öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektroautos mit einer Ladeleistung von mindestens 3,7 Kilowatt und einer Inbetriebnahme nach dem 17. März 2016.

Linke-Fraktionschef Bartsch bemängelte angesichts dieser Zahlen ein "großes Ladesäulenversagen". Der Umstieg auf E-Mobilität könne nicht gelingen, wenn Politik die Bereitstellung von Infrastruktur verschlafe. "Wenn mehr als jede zweite Gemeinde in Deutschland ohne öffentlich zugängliche Ladesäule ist, fehlt die Voraussetzung für den Umstieg, insbesondere in ländlichen Regionen", sagte er den Funke-Zeitungen. Jede Gemeinde müsse ans Netz. Minister Wissing von der FDP kreidete er eine "desaströse" Bilanz in seiner Heimat Rheinland-Pfalz an. "Statt den Kauf von Elektroautos mit Milliarden zu subventionieren, muss die künftige Bundesregierung Milliarden in ein bundesweites Ladesystem investieren", forderte Bartsch.

Quelle: ntv.de, mpe

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