Politik

"Vorstand war stümperhaft" AfD wagt noch mehr Lucke

Die Arbeit der Dreifachspitze sei "stümperhaft" gewesen, sagt AfD-Chef Lucke auf dem Parteitag in Bremen. Sein Rezept für mehr Erfolg: mehr Lucke wagen. Die AfD-Mitglieder stimmen ihm zu - teilweise zähneknirschend.

AfD-Chef Bernd Lucke hat sich auf dem Parteitag in Bremen durchgesetzt. Nach langer, von Geschäftsordnungsanträgen immer wieder unterbrochener Debatte stimmten die Mitglieder dem Konsens zu, den die AfD-Spitze vor zwei Wochen ausgehandelt hatte.

Danach wird die AfD von April bis November nicht mehr von einem Trio, sondern von einer Doppelspitze geführt. Ab Dezember gibt es nur noch einen Parteivorsitzenden, der von einem Generalsekretär unterstützt wird.

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Geschafft: Lucke hielt eine starke Rede und setzte sich mit seinem Vorhaben durch.

(Foto: REUTERS)

Lucke hatte zuvor in einer "persönlichen Erklärung" eine katastrophale Bilanz der bisherigen Arbeit des Parteivorstands gezogen. "Wie hat der Bundesvorstand in den letzten zwei Jahren gearbeitet?", fragte er. "Meine Antwort darauf in einem Wort: stümperhaft." Dies sei "völlig verständlich" und entschuldbar, so Lucke. "Ich würde sogar sagen: Es ging gar nicht anders. Nur wir dürfen so nicht weitermachen."

Viel Applaus, aber auch scharfe Kritik

Lucke bekam für seine Rede viel Applaus und stehende Ovationen. Aber in der Debatte wird auch deutlich, dass es breite Kritik an seinem Plan gibt. Luckes Co-Sprecher Konrad Adam spricht sich mit scharfen Worten gegen den Kompromiss aus, den er vor zwei Wochen selbst mit ausgehandelt hatte. Frauke Petry, die dritte Vorsitzende, unterstützt den Kompromiss formal zwar, greift Lucke indirekt jedoch scharf an. Man müsse die Menschen mitnehmen, sagt sie - was impliziert, dass Lucke dies nicht getan hat.

Sehr laute Zustimmung bekommt Petry, als sie daran erinnert, dass Lucke im vergangenen Sommer im Europaparlament für Sanktionen gegen Russland gestimmt hatte. Es könne nicht sein, "dass im EU-Parlament Sanktionsvorbereitungen zugestimmt wird" - der Rest ihres Satzes geht im allgemeinen Applaus unter. Nicht nur in diesem Moment wird deutlich: Die AfD-Mitglieder respektieren Lucke. Aber ihre Zuneigung gehört Petry. Dem Übervater folgen viele von ihnen eher zähneknirschend.

"Ich war der Motor"

Die mangelnde Zuneigung hat sicher auch etwas damit zu tun, wie Lucke sich vor Parteitagen präsentiert. Über sich selbst sagt er in seiner persönlichen Erklärung: "Ich glaube, ich war im Bundesvorstand zu einem guten Teil der Motor, der vorangetrieben hat, ich war aber auch der Ausputzer, der Dinge erledigt hat, die liegengeblieben sind." Gleichzeitig habe er die AfD nach außen vertreten. All diese Dinge könnte er nicht parallel zu seinem Mandat im Europaparlament wahrnehmen.

Bislang hat Lucke offen gelassen, ob er für den alleinigen Parteivorsitz kandidieren wird - dies wird aber allgemein erwartet und entsprechende Andeutungen macht er in Bremen auch. Die Doppelspitze, die wohl aus Lucke und Petry bestehen wird, soll bei einem weiteren Parteitag im April gewählt werden; dann wird auch entschieden, wer ab Dezember allein Vorsitzender sein soll. Ein dritter Parteitag im November soll das Grundsatzprogramm verabschieden.

Quelle: ntv.de

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