Nach Arbeitsverbot für Frauen Schulze will Unterstützung für Afghanistan aussetzen
28.06.2023, 10:55 Uhr (aktualisiert)
Hilfsorganisationen beschäftigen etliche Frauen in Afghanistan. Ohne Arbeitserlaubnis können viele Ihre Arbeit nicht fortsetzen.
(Foto: REUTERS)
Die Taliban verbieten Frauen in Afghanistan in Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu arbeiten. Mehrere NGOs können deshalb ihre Arbeit im Land nicht mehr fortführen. Entwicklungsministerin Schulze sagt, dadurch sei eine völlig neue Situation entstanden.
Wegen des von den Taliban verhängten Arbeitsverbots für Frauen in Nichtregierungsorganisationen (NGOs) will Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze die gegenwärtige Unterstützung zunächst suspendieren. "Mit dem Beschäftigungsverbot für weibliches Personal von Nichtregierungsorganisationen haben die Taliban in Afghanistan einen unverantwortlichen Schlag gegen die Hilfe für das afghanische Volk getan", heißt es in einer Pressemitteilung des BMZ.
Ohne weibliche Beschäftigte könnten Organisationen ihre Arbeit in vielen Bereichen für die Hälfte der Bevölkerung nicht fortführen. "Damit ist eine völlig neue Situation entstanden", sagt Schulze. Das BMZ werde kurzfristig gemeinsam mit der Weltbank zu einem Treffen der Beteiligten des Afghanistan Reconstruction Trust Fund einladen, um zu beraten, ob und gegebenenfalls wie in der von den Taliban jetzt geschaffenen Situation die Unterstützungsarbeit für die Menschen in Afghanistan fortgeführt werden kann.
Auch das Internationale Rettungskomitee (IRC), das unter anderem Hilfe in den Bereichen Gesundheit und Bildung leistet und 3000 Frauen in ganz Afghanistan beschäftigt, erklärte am Sonntagabend, dass es seine Tätigkeit vorerst einstelle. Das IRC sei auf all seinen Ebenen "auf weibliche Mitarbeiter angewiesen", erklärte die in New York ansässige Organisation. "Wenn es uns nicht erlaubt ist, Frauen zu beschäftigen, können wir den Bedürftigen nicht helfen", hieß es.
Zuvor hatten bereits andere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ihre Tätigkeit in Afghanistan vorerst eingestellt. "Bis wir Klarheit über diese Ankündigung haben, setzen wir unsere Programme aus", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von Save the Children, dem Norwegischen Flüchtlingsrat und Care am Sonntag. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erklärte, Deutschland werde sich "für eine deutliche Reaktion der internationalen Gemeinschaft" einsetzen. Die drei Organisationen forderten in ihrer Erklärung, dass "Männer und Frauen gleichermaßen unsere lebensrettende Hilfe in Afghanistan fortsetzen können".
Die radikalislamischen Taliban hatten, nachdem sie wenige Tage zuvor bereits ein Hochschulverbot für Frauen ausgesprochen hatten, das Beschäftigungsverbot am Samstag bekannt gegeben und mit "ernsthaften Beschwerden" über das Nichttragen des Hidschabs im Zusammenhang mit für NGOs tätigen Frauen begründet.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 26. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, vmi/AFP