Geiselbefreiung und Waffenruhe Ägypten legt Plan zum Ende des Gaza-Kriegs vor
24.12.2023, 15:27 Uhr Artikel anhören
Eine israelische Fahne weht inmitten von Trümmern im Gazastreifen. Doch wie kann dieser Krieg beendet werden?
(Foto: REUTERS)
Wie kann der Krieg im Gazastreifen beendet werden? Ein wichtiger Vermittler dürfte dabei Ägypten sein, das an das palästinensische Gebiet grenzt. Kairo legt laut einem Bericht nun einen Plan vor, der neben Feuerpause und Gefangenenaustausch auch einen palästinensischen Dialog vorsieht.
Ägypten hat arabischen Medienberichten zufolge einen Entwurf zur Beendigung des Gaza-Krieges in mehreren Stufen erarbeitet. Wie der saudische TV-Kanal Aschark News berichtete, ginge es in der ersten Phase darum, eine mindestens zwei Wochen andauernde Feuerpause durchzusetzen. Der Bericht bezog sich auf "informierte Quellen", die nicht näher ausgeführt wurden.
In dieser ersten Phase sollten auch 40 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln freigelassen werden. Im Gegenzug sollte Israel 120 palästinensische Gefangene freilassen. Auf beiden Seiten sollte es sich dabei um Frauen, Kinder unter 18 Jahren und ältere, kranke Menschen handeln.
In der zweiten Phase ginge es darum, einen nationalen palästinensischen Dialog unter der Schirmherrschaft Ägyptens herzustellen. Ziel sei es, die "Spaltung zu beenden" und eine technokratische Regierung zu bilden, hieß es. Dieser Passus bezieht sich auf die Rivalität zwischen den beiden größten Palästinensergruppen, der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der islamistischen Hamas, die im Gazastreifen herrscht.
In der dritten Phase solle es einen vollständigen Waffenstillstand und ein umfassendes Abkommen zum Austausch von Geiseln und Gefangenen geben. Zum Schluss sieht der Plan den Angaben zufolge einen vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor. Gleichzeitig müsste es allen Vertriebenen ermöglicht werden, zu ihren Wohnorten zurückzukehren. Bisher gibt es keine offizielle Reaktion aus Ägypten oder von der Hamas zu dem Bericht.
Politische Hamas-Führung arbeitet an Deal
Der Anführer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, war zuvor mit einer Delegation zu Gesprächen in Ägypten. Dem Bericht von Aschark News zufolge ist er am Samstag wieder zurück nach Katar gereist, wo er lebt. Er ist eine der wichtigsten Führungsfiguren der Hamas. Berichten zufolge soll die im Exil lebende politische Hamas-Führung bereits hinter dem Rücken der beiden Hamas-Anführer im Gazastreifen, Jihia Sinwar und Mohammed Deif, Gespräche führen, wie der Gazastreifen und das Westjordanland nach Ende des Krieges regiert werden.
Medienberichten zufolge ist zudem eine Delegation der Terrororganisation Islamischer Dschihad zu Gesprächen über den Gaza-Krieg in Ägypten eingetroffen. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete auf X, dass auch der Anführer, Ziad Al-Nakhaleh, dabei sei. Die Gruppe Islamischer Dschihad hatte sich an dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober auf Israel beteiligt und nach eigenen Angaben auch Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Unter der Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA hatten sich Israel und die islamistische Hamas Ende November auf eine mehrtägige Feuerpause im Gaza-Krieg geeinigt, was zur Freilassung von Geiseln und zur Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen führte.
Die jüngste Eskalation in diesem Konflikt wurde durch einen Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober ausgelöst, als Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen rund 1200 Menschen, darunter mehr als 850 Zivilisten ermordeten. Zudem verschleppten sie rund 240 Geiseln in den Gazastreifen. Der Militäreinsatz Israels im Gazastreifen ist eine Reaktion darauf. Israel beruft sich auf sein Selbstverteidigungsrecht und die Pflicht, seine Bürger zu schützen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa