Politik

Lebensgefährtin springt ihm bei Aiwanger: "Auch ich habe in meiner Jugend Scheiß gemacht"

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"Das Flugblatt war scheußlich, das ist nicht wegzudiskutieren", sagt Hubert Aiwanger. Der Chef der Freien Wähler wehrt sich aber gegen die Art und Weise der Kritik. Der Deutsche Journalistenverband widerspricht der Darstellung, es handele sich um eine politische Kampagne der Medien.

In der Flugblatt-Affäre hat sich Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger bei einem Bierzeltauftritt in Niederbayern einmal mehr verteidigt. "Jawohl, auch ich habe in meiner Jugend Scheiß gemacht. Jawohl, ich habe auch Mist gemacht", sagte der Chef der Freien Wähler beim Karpfhamer Fest in Bad Griesbach (Landkreis Passau).

Und weiter: "Das Flugblatt war scheußlich, das ist nicht wegzudiskutieren." Er finde es aber nicht in Ordnung, jemanden später in seinem Leben mit Dingen, die 35 bis 40 Jahre zurückliegen, zu konfrontieren "bis zu seiner beruflichen Existenzvernichtung". Es gebe viele Dinge, die man im Nachhinein nicht mehr machen würde. Aber man müsse einem Menschen auch zubilligen, im Leben gescheiter zu werden. Er sprach erneut von einer von langer Hand geplanten Schmutzkampagne gegen ihn, "vielleicht, um die Grünen in die Landesregierung zu bringen".

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) wies den Vorwurf zurück, Medien würden das antisemitische Flugblatt aus Aiwangers Schulzeit für eine politische Kampagne gegen ihn nutzen. DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall bezeichnete die Vorhaltungen des Freie-Wähler-Chefs als "kruden Unsinn, mit dem Hubert Aiwanger bei den Verschwörungsideologen andockt". Es sei unbegreiflich, dass Aiwanger als Vize-Ministerpräsident eines großen Bundeslandes noch nicht einmal rudimentäre Kenntnisse über Journalismus und Medien besitze, sagte Überall. Es sei Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, kritisch über das politische Spitzenpersonal zu berichten, "auch wenn das den Damen und Herren Politikern nicht gefällt".

Es gehe die Menschen eine Menge an, ob ein Politiker in seinem Leben vielleicht eine Nähe zum Antisemitismus gehabt habe, sagte Überall. Statt einen Kampagnenvorwurf zu stricken, solle Aiwanger aktiv zur Aufklärung der Vorwürfe beitragen. Aiwanger hatte am Donnerstag der "Welt" gesagt, er sei überzeugt davon, dass mit der Berichterstattung über die Flugblatt-Affäre "die Freien Wähler geschwächt und Stimmen auf andere Parteien gesteuert werden" sollten. "Konkreter: Unsere Partei sollte raus aus der Regierung - und die Grünen rein."

Lebensgefährtin kritisiert Scholz

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Laut seiner Lebensgefährtin Tanja Schweiger ist Aiwanger über die Vorwürfe gegen ihn "wirklich erschüttert". Der 52-Jährige sei jemand, "der integriert und nicht ausgrenzt", sagte die Landrätin des Landkreises Regensburg dem TV-Sender Welt. Sie bekomme in dem Zusammenhang E-Mails mit Unterstützung von "wildfremden Leuten". "Die sagen: Der soll durchhalten, wir setzen auf ihn", sagte Schweiger, die ebenfalls Mitglied der Freien Wähler ist. "Die Solidarität wird täglich größer."

Schweiger kritisierte zudem Bundeskanzler Olaf Scholz, der die Vorwürfe gegen Aiwanger als "sehr bedrückend" bezeichnet und Aufklärung gefordert hatte. "Wenn man einen Bundeskanzler hat, der sich an Vorgänge vor sechs Jahren nicht mehr erinnern kann, wo er eigene Akten dazu hat, wo er aktiv im Handeln war, dann sollte genau derjenige vorsichtig sein, Dinge einzufordern, die 35 Jahre her sind", sagte Schweiger mit Blick auf Scholz' Äußerungen zu seiner Rolle im Steuerskandal bei der Hamburger Warburg-Bank. "Mit dem Finger auf andere zu zeigen und selbst Lücken offen zu machen, zeigt natürlich auch, wo der Wind her weht."

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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