Politik

Anschlag lange geplant Anis Amri spähte weitere Ziele aus

af3c301ec22b8dd00bbc4986aba914b9.jpg

Anis Amri tötete vor etwa einem Jahr zwölf Menschen, verletzte Dutzende.

(Foto: dpa)

Ein Jahr ist der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt her. Doch die Aufarbeitung geht weiter. So soll Amri laut Medienberichten seine Tat nicht nur lange geplant haben. Er spähte auch noch andere Ziele in Berlin aus. Doch was wussten die Behörden?

Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, hatte laut einem Pressebericht in der Hauptstadt auch den Alexanderplatz und den Bereich am Berliner Dom als mögliche Anschlagsziele im Visier. Das gehe aus Akten der ermittelnden Generalbundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamts (BKA) hervor, berichten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Nach Recherchen der "Berliner Zeitung" plante Amri seine Tat bereits bei seiner Einreise nach Deutschland.

Dem RND-Bericht zufolge inspizierte Amri insgesamt vier Mal den Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz - zuletzt nur wenige Stunden vor dem Anschlag an der Gedächtniskirche. Auf Amris Handy, das er am Tatort zurückließ, seien zudem Selfies gespeichert, die den späteren Attentäter im Lustgarten vor dem Berliner Dom zeigen. Die Ermittler kämen zu dem Schluss, dass der stark frequentierte Bereich vor der Kirche als mögliches Anschlagsziel ein ähnliches Profil wie der Breitscheidplatz und der Alexanderplatz aufweist.

Der Tunesier Amri war am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz mit einem gekaperten Lastwagen in den dortigen Weihnachtsmarkt gerast. Er tötete 12 Menschen, 67 weitere wurden verletzt. Auf der Flucht wurde Amri wenige Tage später von der Polizei in Italien erschossen.

"Mit dem Wissen der Behörden"

Die "Berliner Zeitung" berichtete, eigene Recherchen legten nahe, dass Amri seine Tat im Auftrag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) schon plante, als er nach Deutschland kam. Er habe dieses Vorhaben "mit dem Wissen der Behörden" bis zuletzt verfolgt und schließlich in die Tat umgesetzt. Ein von den Behörden dem IS zugerechneter Islamist habe Amri bei seiner Einreise begleitet.

Amri habe von Anfang an in direktem Kontakt mit IS-Extremisten in Libyen gestanden und direkte Instruktionen erhalten, berichtete die Zeitung. Bereits im Dezember 2015 habe sich Amri im Internet darüber informiert, wie er Menschen töten könnte.

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sagte der "Berliner Zeitung", die Behörden hätten schon im Februar 2016 Kenntnis über konkrete Anschlagspläne Amris gehabt, über die er sich in abgehörten Chats mit libyschen IS-Kämpfern ausgetauscht habe. "Das Bundeskriminalamt kannte diese Protokolle", so Ströbele. "Aufgrund dieser Verdachtstatsache hätte der Generalbundesanwalt einen Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung erwirken können." Amri sei jedoch aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht einmal lückenlos observiert worden.

Er halte es "für sehr wahrscheinlich, dass Amris Kontakte nach Libyen einen besonders hohen Wert für ausländische Nachrichtendienste hatten", fügte Ströbele hinzu. Damals hätten die USA einen Angriff gegen IS-Kämpfer in Libyen geplant. Amris Kontakte in das Gebiet hätten Standortdaten seiner Kontaktleute geliefert. Bereits zuvor waren mehrere Pannen beim Umgang der deutschen Behörden mit dem als islamistischen Gefährder eingestuften Amri bekannt geworden.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen