Branchenstimmung am Tiefpunkt Apotheken leiden unter Personalkrise
13.09.2022, 15:22 Uhr
Mehr als 80 Prozent der Apotheken erwarten eine negative wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahren.
(Foto: imago images/Rolf Kremming)
Kürzungen durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz setzen bereits viele Pharmazeuten unter Druck. Hinzu kommen Nachwuchsprobleme: Über 70 Prozent der Apotheken suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. Die Stimmung in der Branche ist deshalb so schlecht wie nie.
Die Apotheken in Deutschland melden zunehmende Nachwuchssorgen. Sieben von zehn Apotheken (71,2 Prozent) suchen dringend nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal, wie eine Befragung im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) im Vorfeld des Deutschen Apothekertags in München zeigt. Für drei von vier Apothekenchefs und -chefinnen gehören Personal- und Nachwuchsprobleme demnach zu den größten Defiziten im Versorgungsalltag.
Für den sogenannten Apothekenklimaindex wurden im Juli und August 500 Apothekeninhaberinnen und -inhaber befragt. Die Branchenstimmung ist der ABDA zufolge so schlecht wie noch nie. Vor dem Hintergrund erwarteter Kürzungen im Zuge des geplanten Gesetzes zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erwarten mit 82,8 Prozent mehr als vier Fünftel der befragten Apotheker eine negative wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren. Im vergangenen Jahr lag der Wert noch bei 64,6 Prozent.
Deshalb gehe das vom Bundeskabinett beschlossene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz "in die völlig falsche Richtung", kritisierte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Der Lobbyverband lehnt vor allem eine geplante Erhöhung des sogenannten Apothekenabschlags von 1,77 Euro auf zwei Euro je Arzneimittelpackung ab. Der Abschlag müsse "raus aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz – und zwar sofort!", forderte Overwiening. Mit Blick auf das gerade bundesweit in den Apotheken eingeführte E-Rezept warnte sie: "Wir stellen uns neuen Aufgaben, aber wir können in den Apotheken keine weiteren finanziellen Belastungen verkraften."
Quelle: ntv.de, mbu/AFP