"Bis Ende der Woche" Armenien droht nächster Krieg mit Aserbaidschan
19.03.2024, 12:21 Uhr Artikel anhören
Aserbaidschans Präsident Alijew (l.) und der armenische Premierminister Paschinjan während eines Besuchs des Katharinenpalastes nahe Sankt Petersburg im Dezember 2023.
(Foto: via REUTERS)
Im September erobert Aserbaidschan die Region Berg-Karabach von Armenien. Danach entspannt sich die Lage zunächst. Die beiden Länder beginnen sogar Friedensgespräche. Jetzt fürchtet Eriwan jedoch einen neuen Krieg um weitere Gebiete.
Ein halbes Jahr nach dem Verlust der Kontrolle über die Region Berg-Karabach an Aserbaidschan spricht Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan von der Gefahr eines neuen Kriegs mit dem Nachbarn. Sollte Armenien nicht auch der Rückgabe von vier aserbaidschanischen Dörfern zustimmen, die es seit den frühen 1990er Jahren kontrolliert, könnte es "bis Ende der Woche" zu einem Krieg kommen, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS Paschinjan.
"Ich weiß, wie so ein Krieg enden würde", fügte er hinzu. Paschinjan äußerte sich dem Bericht zufolge vor Bewohnern der Grenzregion, in der die seit mehr als 30 Jahren unbewohnten Dörfer liegen. Armenien hatte im vergangenen September eine bittere Niederlage erlitten, als aserbaidschanische Truppen in einer Blitzoffensive Berg-Karabach unter ihre Kontrolle brachten. Die geschätzt etwa 100.000 ethnischen Armenier in der Region flohen daraufhin nach Armenien. Anschließend zeigten sich beide Nachbarn bereit, einen offiziellen Friedensvertrag zur Beilegung des jahrzehntelangen Konflikts zu unterzeichnen.
Die Gespräche gerieten jedoch wegen Meinungsverschiedenheiten wie etwa der Demarkation der 1000 Kilometer langen gemeinsamen Grenze ins Stocken. Aserbaidschan besteht zudem auf der Rückgabe der vier Dörfer und mehrerer kleiner Enklaven. Für Armenien wiederum sind die Dörfer strategisch relevant, da sie an einer wichtigen Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt Eriwan und der georgischen Grenze liegen. Paschinjan hat in den vergangenen Wochen allerdings Bereitschaft signalisiert, von Armenien kontrolliertes aserbaidschanisches Land zurückzugeben, und vorgeschlagen, das Straßennetz Armeniens umzuleiten, um aserbaidschanisches Territorium zu umgehen.
Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew hatte am Sonntag erklärt, ein Friedensabkommen mit Armenien sei "näher denn je zuvor". Er äußerte sich nach Gesprächen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Am Dienstag traf Stoltenberg Paschinjan in Armenien. Normalerweise ist das Land mit Russland verbündet. Doch das Verhältnis ist belastet. Eriwan hat Moskau vorgeworfen, seiner Rolle als Schutzmacht nicht gerecht geworden zu sein, und in der Folge seine Außenpolitik mehr auf den Westen ausgerichtet.
Quelle: ntv.de, lar/rts