Wegen Berg-Karabach-Konflikt Armenien erteilt Kreml Absage für Militärmanöver
10.01.2023, 20:48 Uhr Artikel anhören
Will sein Land nicht zum Schauplatz eines OVKS-Manövers machen: Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan.
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Das von Russland dominierte Militärbündnis OVKS will auf Wunsch des Kreml 2023 in Armenien ein großes Militärmanöver abhalten. Dem schiebt der Präsident der Ex-Sowjetrepublik Paschinjan nun aber einen Riegel vor. Grund soll mangelnde Unterstützung im Konflikt um Berg-Karabach sein.
Entgegen einer entsprechenden Ankündigung aus Moskau will die Ex-Sowjetrepublik Armenien ihr Staatsgebiet nicht für Übungen des von Russland geführten Militärbündnisses OVKS zur Verfügung stellen. "In der aktuellen Situation halten wir die Durchführung von OVKS-Übungen auf dem Gebiet Armeniens für nicht zweckmäßig", sagte der Regierungschef der Südkaukasusrepublik, Nikol Paschinjan.
Seine genauen Beweggründe dafür ließ Paschinjan zunächst offen. Sein krisengeschütteltes Land, das stark auf Russland als Schutzmacht angewiesen ist, hat Moskau zuletzt immer wieder Untätigkeit in der Konfliktregion Berg-Karabach vorgeworfen. Für besonderen Unmut sorgt, dass in dem Gebiet stationierte russische Truppen sich aus armenischer Sicht nicht genug für die Freigabe des Latschin-Korridors einsetzen, den Kräfte aus dem verfeindeten Nachbarland Aserbaidschan blockieren.
Der Straßenkorridor ist die einzige Verbindung zwischen Armenien und Berg-Karabach, das von etwa 120.000 Armeniern bewohnt wird. Zuletzt hatte Eriwan vor einem Zusammenbruch der medizinischen Versorgung der Region gewarnt. Medienberichten zufolge werden auch die Lebensmittel knapp.
Aserbaidschan nicht verurteilt
Paschinjan hob zudem hervor, dass die OVKS sich geweigert habe, Aserbaidschan für seinen sechswöchigen Krieg, um die Region Berg-Karabach im Jahr 2020 zu verurteilen. In dem Konflikt waren mehr als 6500 Menschen ums Leben gekommen, er endete mit einem von Russland vermittelten Waffenstillstand, der Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang, die es jahrzehntelang kontrolliert hatte. In Karabach wurden sogenannte Friedenstruppen aus Russland stationiert.
Russlands Verteidigungsministerium hatte erst vor rund anderthalb Wochen angekündigt, die Organisation des Vertrags über die kollektive Sicherheit (OVKS) werde in diesem Jahr ihr Manöver "Unzerstörbare Bruderschaft - 2023" in Armenien abhalten. Dem Bündnis gehören auch andere ehemals sowjetische Staaten wie Belarus und Kasachstan an. Kremlsprecher Dmitri Peskow versicherte, Armenien sei nach wie vor ein enger Partner Russlands - zugleich räumte er angesichts der jüngsten Äußerungen Paschinjans aber auch "sehr komplizierte Probleme" ein.
Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Grenzregion Berg-Karabach. Dabei kamen insgesamt bereits etwa 30.000 Menschen ums Leben. In den 1990er Jahren führten beide Staaten Krieg, seither flammte der Konflikt wiederholt auf.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP