Politik

Vor schweigendem Putin Armenien und Aserbaidschan gehen aufeinander zu

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Putin schreitet vorn, links mit Schnurrbart ist der Präsident Aserbaidschans Alijew zu sehen, etwas weiter hinten mit Vollbart der armenische Premier Paschinjan.

(Foto: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP)

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In Moskau treffen sich die Regierungschefs der beiden Ländern, um im Berg-Karabach-Konflikt zu einer Einigung zu kommen. Nach kürzlichen schon angekündigten Zugeständnissen von armenischer Seite scheint dies zu gelingen. Dabei kommt es auch zu einem verbalen Schlagabtausch auf Russisch.

Nach jahrzehntelangem Kampf um die Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus wollen die verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan ihren Streit beilegen. Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan bekräftigte in Moskau öffentlich seine Ankündigung von dieser Woche, Berg-Karabach als Teil Aserbaidschans anzuerkennen und alle Verkehrsverbindungen zu öffnen. "Ich denke, dass es die Möglichkeit eines Friedensabkommens gibt - insbesondere angesichts der Tatsache, dass Armenien offiziell Karabach als Teil Aserbaidschan anerkannt hat", erwiderte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev.

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Gesprochen wurde wie gewohnt an einem großen Tisch.

(Foto: via REUTERS)

Paschinjan und Aliyev kamen am Abend unter Vermittlung von Kremlchef Wladimir Putin dann noch zusammen. Putin sagte dabei der Nachrichtenagentur Tass zufolge, in etwa einer Woche sollten Vize-Regierungschefs der beiden Länder über die Klärung noch offener Fragen sprechen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Lösungen gefunden werden können. Paschinjan sagte zugleich, die Lage in Berg-Karabach bleibe angespannt und machte dafür Aserbaidschan verantwortlich.

"Ich möchte bestätigen, dass Armenien und Aserbaidschan der gegenseitigen Anerkennung der territorialen Integrität des jeweils anderen zugestimmt haben", hatte Paschinjan in den öffentlichen Gesprächen zuvor aber bekräftigt. "Und auf dieser Grundlage können wir sagen, dass wir ziemlich gut auf dem Weg sind zur Regelung unserer Beziehungen." Aliyev bestätigte, dass es die Chance einer Normalisierung des Verhältnisses gebe. Putin hatte gesagt, dass die Einigung möglich sei, weil sie im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung beider Seiten liege.

Diplomatie auf Russisch

Laut der Nachrichtenagentur Reuters argumentierten die beiden Staats- und Regierungschefs beim öffentlichen Gespräch mehrere Minuten lang hitzig auf Russisch, bevor Putin - der neue Anstrengungen unternimmt, um einen Deal auszuhandeln - das Gespräch schließlich beendete. Auch auf Twitter geteilte Videos zeigen, wie die beiden Regierungschefs diskutieren, während ein schweigender Putin dem jeweils Redenden folgt und hin und wieder zu Boden schaut.

Aserbaidschan und Armenien liefern sich seit Jahrzehnten einen Konflikt um Berg-Karabach. In den 1990er Jahren konnte sich die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region in einem blutigen Bürgerkrieg von Aserbaidschan lösen. 2020 holte sich das über Jahre dank Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf militärisch hochgerüstete Aserbaidschan nach neuen Kämpfen die Kontrolle über einen großen Teil des Gebiets zurück. Trotz des Waffenstillstands kam es immer wieder zu Kämpfen, die sich auch auf andere Grenzgebiete Armeniens und Aserbaidschans ausweiteten.

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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