Bundespräsidentenwahl 2017 Armutsforscher will für Linke kandidieren
17.11.2016, 19:59 Uhr
Grundsätzlich bereit für eine Kandidatur: Christoph Butterwegge.
(Foto: imago/Torsten Leukert)
Eigentlich gibt die Linke erst Anfang nächster Woche ihren Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl bekannt. Ein Kandidat bringt sich aber jetzt schon selbst ins Spiel: Christoph Butterwegge. Dabei hatte der Forscher den Linken 2012 noch eine Absage erteilt.
Die Linken wollen voraussichtlich den renommierten Armutsforscher Christoph Butterwegge als Kandidaten um das Amt des Bundespräsidenten aufstellen. Er sei im Gespräch und grundsätzlich bereit dazu, am 12. Februar in der Bundesversammlung anzutreten, sagte der parteilose Politikwissenschaftler. Parteikreise in Berlin bestätigten dies.
Damit würde der Wissenschaftler gegen Außenminister Frank-Walter Steinmeier antreten, auf den sich Union und SPD als künftigen Bundespräsidenten geeinigt hatten. Die Linkspartei lehnt Steinmeier ab, weil er als "Initiator" der Agenda 2010 für die Zerstörung des Sozialstaates stehe und Befürworter von Interventionskriegen sei. Um ein Zeichen für den erwünschten Politikwechsel zu setzen, hatte die Partei einen eigenen Kandidaten angekündigt. Eine endgültige personelle Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Offiziell wollen Partei- und Fraktionsführung am Montag über ihren Kandidaten beraten und ihren Beschluss verkünden.
Gegenpol zu Steinmeiers Sozialpolitik
Der 65-Jährige Butterwegge gilt weitestgehend als chancenlos. Mit einer Kandidatur möchte er nach eigenen Angaben aber verstärkt auf eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich hinweisen und gleichzeitig als Gegenpol zu Steinmeier auf eine "verfehlte Reformpolitik unterschiedlicher Regierungen als Ursache für den Verlust an sozialer Sicherheit." aufmerksam machen.
Schon 2012 wollte die Linkspartei Butterwegge als Kandidaten gewinnen. Damals war der Kölner Wissenschaftler aber kurzfristig abgesprungen, weil die Partei noch zwei weitere Kandidaten nannte. Die Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld war schließlich damals für die Linken gegen Joachim Gauck angetreten. Butterwegge sagte, Bedingung für eine Kandidatur sei für ihn, dass die Linke keine weitere Person nominiere.
2010 hatte die Linke die Fernsehjournalistin Luc Jochimsen und 2009 den als "Tatort"-Kommissar bekannten Schauspieler Peter Sodann ins Rennen um das Bundespräsidentenamt geschickt. Butterwegge lehrt an der Uni Köln und hat zahlreiche Bücher verfasst, darunter das in diesem Jahr erschienene "Armut in einem reichen Land".
Insgesamt zeichnen sich nun vier Kandidaten für die Bundesversammlung im Februar ab. Neben Steinmeier und Butterwegge werden noch Albrecht Glaser für die AfD und Alexander Holt für die Freien Wähler antreten.
Quelle: ntv.de, lou/dpa