Blutige Kämpfe in Syrien Assad-Truppen töten mehrere HTS-Milizionäre
25.12.2024, 23:47 Uhr Artikel anhören
Kämpfer der HTS-Rebellen bei einer Feier zum Sturz von Machthaber Assad kurz vor Weihnachten.
(Foto: IMAGO/News Licensing)
In der alawitischen Hochburg Tartus kämpfen HTS-Milizen mit Truppen des gestürzten Machthabers Assad. Aktivisten zufolge wehrt sich einer der Folterer des Ex-Regimes gegen seine Verhaftung, es gibt 17 Tote und viele Verletzte. In anderen Teilen Syriens kommt es wegen eines Videos zu religiösen Unruhen.
In der westsyrischen Provinz Tartus sind bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten Männern nach Angaben von Aktivisten 17 Menschen getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in einer aktualisierten Bilanz mitteilte, wurden in der Ortschaft Chirbet al-Maasa "14 Mitglieder der allgemeinen Sicherheitskräfte" der neuen syrischen Regierung sowie "drei bewaffnete Männer" getötet, nachdem die Sicherheitskräfte zuvor versucht hatten, einen Offizier des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad festzunehmen. Der Offizier soll den Angaben zufolge zu den Verantwortlichen für die Verbrechen im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis gehören. Er habe "Todesurteile und willkürliche Urteile gegen Tausende von Gefangenen verhängt", hieß es weiter.
Der neue syrische Innenminister Mohammed Abdel Rahman erklärte, es seien "14 Mitarbeiter des Innenministeriums getötet und zehn weitere verletzt worden", als sie in Tartus "in einen heimtückischen Hinterhalt von Überresten des verbrecherischen Regimes" gerieten, "während sie ihre Aufgaben zur Aufrechterhaltung der Sicherheit erfüllten". Die Provinz Tartus ist eine Hochburg der alawitischen Minderheit, der auch der entmachtete Präsident Baschar al-Assad angehört.
Nach dem Sturz Assads hatte die HTS-Miliz zahlreiche Häftlinge aus den Gefängnissen befreit. Zehntausende Menschen werden jedoch immer noch vermisst. Das Saidnaja-Gefängnis steht symbolhaft für die Brutalität der jahrzehntelangen Assad-Regierung.
Die Zusammenstöße in Tartus hätten begonnen, als mehrere Bewohner sich weigerten, ihre Häuser durchsuchen zu lassen, erklärte die Beobachtungsstelle mit Sitz in London weiter. Der Bruder des Offiziers und bewaffnete Männer hätten die Sicherheitskräfte abgefangen und "auf eines der Patrouillenfahrzeuge gezielt", wobei es Tote gab, erklärte die Beobachtungsstelle weiter. Dutzende Menschen seien festgenommen worden.
Angriff auf alawitischen Schrein: Video führt zu Protesten
Ein Video, das einen Angriff auf einen alawitischen Schrein im nordsyrischen Aleppo zeigen soll, führte Aktivisten zufolge zu landesweiten Protesten. An mehreren Orten an der Küste und im Zentrum Syriens seien Tausende Menschen auf die Straße gegangen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die neue Regierung des Landes erklärte indes, das Filmmaterial sei alt und vorsätzlich erneut in Umlauf gebracht worden, um Unruhe zu stiften.
Bei den von den Protesten betroffenen Orten handelt es sich den Aktivisten zufolge um Hochburgen der alawitischen Minderheit, welcher auch der gestürzte Präsident Baschar al-Assad angehört. Augenzeugen berichteten von Protesten in Tartus, Latakia und Dschableh an der Mittelmeerküste. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in London meldete auch Proteste in der zentralen Stadt Homs, wo nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana eine Ausgangssperre verhängt wurde. Auch in Kardahar, der Heimatstadt Assads, sei es zu Demonstrationen gekommen. In Dschableh wurde laut Sana ebenfalls eine Ausgangssperre verhängt. Aufnahmen aus der Stadt zeigen zahlreiche Menschen auf den Straßen. Viele skandieren Slogans, beispielsweise: "Alawiten, Sunniten, wir wollen Frieden".
Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte, das Datum der Aufnahme sei unbekannt. Er sagte, das Video sei Anfang Dezember gefilmt worden, als die HTS-Milizen die Kontrolle über wichtige Städte, darunter Aleppo, übernommen hatten. AFP konnte das Filmmaterial und den Zeitpunkt der Aufnahme zunächst nicht unabhängig prüfen. Kämpfer unter Führung der HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Assad in Syrien beendet. Assad, dem Entführung, Folter und Ermordung von Andersdenkenden vorgeworfen werden, floh nach Russland.
Quelle: ntv.de, mau/AFP