Hilfe für Kurden gegen Türkei Assad schickt Truppen nach Afrin
19.02.2018, 11:44 Uhr
Die Türkei ist in Syrien einmarschiert - nun will das Regime in Damaskus eingreifen.
(Foto: imago/Depo Photos)
Die Kämpfe in Nordsyrien gewinnen an Brisanz: Damaskus will die durch eine türkische Offensive in Bedrängnis gebrachten kurdischen Milizen unterstützen. "Volkskräfte" seien binnen Stunden in Afrin, heißt es. Die Türkei reagiert mit Drohungen.
Syrische Regierungstruppen wollen laut Medienberichten den Kurden in Afrin gegen die türkische Offensive zu Hilfe kommen. "Volkskräfte werden binnen Stunden in Afrin eintreffen, um den Widerstand des Volkes gegen den Angriff des türkischen Regimes zu unterstützen", meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) hatten zuvor Damaskus wiederholt um Hilfe gebeten.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu drohte mit Angriffen auf die syrische Armee, sollte sie der YPG in der Provinz Afrin zu Hilfe kommen. "Wenn sie kommen, um die YPG zu verteidigen, dann kann niemand und nichts uns oder die türkischen Soldaten stoppen", drohte Cavusoglu bei einem Besuch in der jordanischen Hauptstadt Amman.
Die Region Afrin wird seit 2012 von YPG-Einheiten kontrolliert und hat mit der stillschweigenden Duldung der Zentralregierung weitgehende Autonomie erlangt. Im Januar startete die Türkei aber eine Militäroffensive gegen die YPG in Afrin. Ankara empfindet die Präsenz der kurdischen Truppen an der Grenze wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung.
Die Regierung in Damaskus verurteilte zwar die "Aggression" der Türkei und drohte mit dem Abschuss türkischer Kampfflugzeuge, doch intervenierte sie bisher nicht. Die kurdische Regionalverwaltung von Afrin rief Damaskus allerdings wiederholt auf, Truppen gegen die Türkei zu entsenden. Eine Vertreterin der Regionalverwaltung sagte am Sonntag, es liefen Gespräche über das Thema.
Die syrische Armee werde Grenzposten in der Region Afrin stationieren, sagte nun der ranghohe Kurdenvertreter Badran Jia Kurd der Nachrichtenagentur Reuters. Die Vereinbarung sei zunächst rein militärisch. Das Verhältnis der syrischen Regierung zu den Kurden im Norden des Landes ist ambivalent. In dem Bürgerkrieg haben sie weitgehend direkte militärische Zusammenstöße vermieden und zeitweise gemeinsam gegen Extremistengruppen gekämpft. Vereinzelt kam es aber auch zu Kampfhandlungen zwischen ihnen.
Unterschiedliche Vorstellungen haben sie über die Zukunft Syriens. Assad will das gesamte Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Die Kurden beherrschen inzwischen aber große Gebiete im Norden des Landes und wollen diese nicht aufgeben. Geeint sind sie aber im Widerstand gegen die Türkei.
Russland und die USA haben die türkische Offensive gegen die YPG in Afrin geduldet, obwohl beide gute Beziehungen zu der Kurdenmiliz unterhalten. Die USA schätzen die Gruppe als schlagkräftigen Verbündeten gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und wollen trotz der vehementen Kritik ihres Nato-Partners Türkei auch weiter an dem Bündnis mit der YPG festhalten. Im Streit hatte es zuletzt scharfe Drohungen aus Ankara in Richtung Washington gegeben.
Quelle: ntv.de, mli/AFP