Zum ersten Mal in diesem Jahr Assad wagt sich aus Damaskus raus
25.06.2017, 13:05 Uhr
Baschar al-Assad beim Gebet in Hama.
(Foto: REUTERS)
Syriens Präsident Assad scheint sich sicherer zu fühlen. Er besucht in Hama eine Moschee. Seit dem Beginn des Bürgerkrieges in seinem Land vor mehr als sechs Jahren sind Assad-Besuche außerhalb der Hauptstadt Damaskus eine Seltenheit.
In der syrischen Führung wächst offenbar die Zuversicht, in dem seit sechs Jahren anhaltenden Bürgerkrieg die Oberhand zu gewinnen. Präsident Baschar al-Assad wagte sich am Sonntag so weit aus der Hauptstadt Damaskus heraus wie seit Langem nicht mehr. In einer Moschee in der 185 Kilometer entfernt liegenden Stadt Hama betete er anlässlich des Feiertages zum Ende des Fastenmonats Ramadan.
Zuletzt war Assad im Juli vergangenen Jahres öffentlich außerhalb von Damaskus aufgetreten - damals besuchte er zum Ramadan-Ende die drittgrößte syrische Stadt Homs. Seit dem Beginn des Syrien-Krieges vor mehr als sechs Jahren sind Assad-Besuche außerhalb der Hauptstadt eine Seltenheit.
Das Staatsfernsehen zeigte Assad inmitten zahlreicher Geistlicher in der Nähe einer großen Menge von Gläubigen. Der Prediger sagte der amtlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge, die Anwesenheit Assads zeige, dass der Sieg und die Rückkehr zur Sicherheit im Land nur noch wenige Schritte entfernt seien. Mit dem Eingreifen Russlands 2015 hat sich die militärische Lage für Assad deutlich verbessert. Zudem werden in den Ländern des Westens die Forderungen nach einem Abtritt Assads leiser.
Dennoch ist noch kein Ende des Krieges abzusehen. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura sagte dem "Tagesspiegel am Sonntag", "nach sechs Jahren dieses Kriegshorrors" könne man "nur schwerlich optimistisch sein". Beide Seiten seien noch immer nicht bereit, direkt miteinander zu reden. Und die Kriegsparteien seien "traurigerweise sehr kreativ darin", Wege zu finden, wie sie ihre Kämpfe fortführen könnten.
Rebellen-Milizen kontrollieren noch weite Teile des Landes insbesondere um die Provinz Idlib, die in der Nähe von Hama liegt. In der Provinz kämpfen mehrere Rebellengruppen und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegeneinander. Bei dem Autobombenanschlag in der Stadt Al-Dana an der türkischen Grenze wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 30 weitere Menschen verletzt.
Hunderte Häftlinge freigelassen
Derweil hat das syrische Regime zum Ende des Fastenmonats Hunderte Gefangene freigelassen. Am Samstag seien mehr als 670 Frauen und Männer aus verschiedenen Haftanstalten entlassen worden, erklärte Justizminister Hischam al-Schaar. Keine Angaben gab es dazu, ob unter ihnen auch politische Gefangene sind.
Menschenrechtlern zufolge sitzen in Syrien Zehntausende Menschen aus politischen Gründen und ohne rechtsstaatliches Verfahren in Haft, wo sie gefoltert werden. Das Schicksal von Vielen ist unbekannt. Nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden in dem Militärgefängnis Saidnaja zwischen 2011 und 2015 bis zu 13.000 Häftlinge unter strikter Geheimhaltung gehängt.
Quelle: ntv.de, wne/rts/AFP/dpa