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Fast waffentauglich Atominspektoren besorgt: Iran fährt Uran-Produktion hoch

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Die Atominspektoren werfen dem Iran auch geheime Atom-Aktivitäten sowie Behinderung vor.

Die Atominspektoren werfen dem Iran auch geheime Atom-Aktivitäten sowie Behinderung vor.

(Foto: dpa)

Teheran bestreitet stets die Vorwürfe des Westens, nach Atomwaffen zu streben. Doch internationale Aufseher berichten von auffälligen Aktivitäten: Innerhalb kurzer Zeit soll der Iran seine Produktion an hoch angereichertem Uran ausgeweitet haben. Israel fordert deswegen Konsequenzen.

Die iranische Produktion an beinahe waffentauglichem Uran hat sich während der Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den USA stark erhöht. Laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien verfügt Teheran nun bereits über fast 409 Kilogramm an Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Seit dem letzten Quartalsbericht der IAEA vom Februar ist die Menge demnach um rund 49 Prozent gestiegen. Etwa 42 Kilogramm würden für eine Atomwaffe ausreichen, falls dieses Uran noch ein wenig höher auf 90 Prozent angereichert würde, heißt es in diplomatischen Kreisen. In dem Bericht zeigt sich die Organisation, "ernsthaft besorgt" über den iranischen Bestand des hoch angereicherten Urans. Teheran hat stets zurückgewiesen, nach Atomwaffen zu streben.

In einem zweiten Bericht zur mangelnden Kooperation Teherans mit der Atombehörde stellte IAEA-Chef Rafael Grossi fest, dass die Islamische Republik in der Vergangenheit nukleare Aktivitäten und Materialien an drei Einrichtungen vor der IAEA verborgen hatte. Die Untersuchungen der IAEA seien "behindert worden". Der Iran habe Fragen nicht oder auf unglaubwürdige Weise beantwortet, hieß es. Außerdem seien mögliche Spuren beseitigt worden.

Grossi hatte sich zu diesen geheimen Aktivitäten schon in früheren Berichten geäußert. Nachdem der Gouverneursrat der IAEA im November 2024 Grossi mit einem neuen und umfassenderen Bericht beauftragt hatte, fasste er die Erkenntnisse deutlicher als sonst zusammen. Der neue Bericht könnte dem Gouverneursrat künftig als Grundlage dienen, den UN-Sicherheitsrat wegen Verstößen des Irans gegen Inspektionsvereinbarungen mit der IAEA einzuschalten. Deutschland, Großbritannien und Frankreich gehören zu den Staaten, die in diesem Zusammenhang erneute Sanktionen im Rahmen der Vereinten Nationen in den Raum gestellt haben.

Netanjahu ruft Welt zum Handeln auf

Angesichts des IAEA-Berichts sieht sich Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in seinen Warnungen der vergangenen Jahre vor iranischen Atomwaffen bestätigt. "Das iranische Atomprogramm dient nicht dem Frieden." Dies werde mit dem Bericht nun deutlich, teilte sein Büro mit. Der Iran sei entschlossen, Atomwaffen herzustellen. "Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln und den Iran aufhalten", hieß es. Das Niveau der Urananreicherung im Iran habe Werte erreicht, die in Ländern existierten, die aktiv nach Atomwaffen strebten und für die es keinerlei zivile Rechtfertigung gebe, sagte Netanjahu. Nach seinen Worten ist der Iran "fest entschlossen, sein Atomwaffenprogramm zu vollenden". Israel und der Iran sind seit langem verfeindet.

Seit geraumer Zeit gibt es Spekulationen über mögliche israelische Vorbereitungen für einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen. US-Präsident Donald Trump erklärte zuletzt, Netanjahu gewarnt zu haben, Maßnahmen zu ergreifen, die die Gespräche mit dem Iran über dessen Atomprogramm stören könnten.

Seit April verhandeln die USA mit dem Iran. Die USA wollen das iranische Atomprogramm stark beschneiden, weil sie wie auch andere Staaten befürchten, die Islamische Republik könnte Atomwaffen bauen. Teheran dementiert das und pocht auf das Recht, Kernenergie friedlich zu nutzen. Trump war in seiner ersten Amtszeit 2018 einseitig aus dem Wiener Atompakt ausgestiegen, der Irans Nuklearprogramm einschränken und im Gegenzug Sanktionen aufheben sollte. Danach hielt sich auch Teheran nicht mehr an das Abkommen.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/rts/AFP

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