Politik

Doppelanschlag in Afghanistan Attentäter ermorden 72 Moscheebesucher

Die Moschee in Kabul ist nach dem Anschlag völlig zerstört.

Die Moschee in Kabul ist nach dem Anschlag völlig zerstört.

(Foto: imago/Xinhua)

Seit Monaten werden in Afghanistan immer wieder Gläubige zum Ziel von Terroristen: Nun sprengen sich erneut Selbstmordattentäter in zwei Moscheen in die Luft. Sie wählen bewusst den Zeitpunkt, wenn die Gotteshäuser am vollsten sind. Mindestens 72 Menschen sterben.

Bei zwei Angriffen auf Moscheen in Afghanistan sind am Abend mindestens 72 Menschen ums Leben gekommen. Ein Attentat traf ein Gotteshaus in der Hauptstadt Kabul - ein weiteres eine Moschee in der zentralafghanischen Provinz Ghor. Im Westen Kabuls sprengte sich laut Innenministerium gegen 18 Uhr (Ortszeit) ein Selbstmordattentäter in einer schiitischen Moschee in die Luft. Dabei seien mindestens 39 Menschen getötet und 45 verletzt worden, meldete ein Sprecher des Innenministeriums. Unter den Opfern sind Frauen und Kinder.

Bei dem Anschlag in Ghor im Bezirk Dolaina seien mindestens 33 Menschen getötet worden, sagte ein Sprecher der dortigen Polizei. Zuvor hatte das afghanische Innenministerium noch 20 Tote gemeldet. Auch in Ghor sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Muwen Ahmed, ein Mitglied des Provinzrats, sagte, "die ganze Decke" sei heruntergekommen.

Er spekulierte, dass das Ziel des Anschlags ein bekannter Milizenkommandeur und erbitterter Gegner der radikalislamischen Taliban namens Fasl Ahad gewesen sein könnte. Ahad war mit seinen Männern zum Abendgebet gekommen. Laut Provinzregierung handelt es sich in Ghor um eine sunnitische Moschee.

Immer wieder Anschläge auf Moscheen

Der Anschlag in Kabul war bereits der dritte Angriff auf eine schiitische Moschee in Kabul innerhalb von knapp zwei Monaten. Ende September waren bei einem Angriff auf eine schiitische Moschee sieben Menschen getötet worden, Ende August starben bei einem weiteren Anschlag mindestens 28 Menschen. Ein ähnliches Attentat gab es Anfang August auch in der westafghanischen Stadt Herat, damals kamen 29 Menschen ums Leben.

Fast jedes Mal kamen die Attentäter, wenn die Moscheen voll waren - entweder an einem hohen Feiertag oder während eines Freitagsgebets. Wer hinter den Taten steckt, ist unklar. Anschläge auf schiitische Moscheen hat bisher fast immer die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert. Anders als in vielen muslimischen Ländern gibt es in Afghanistan keine Geschichte blutiger Fehden zwischen Sunniten und Schiiten.

Aber seit dem Aufkommen des IS 2015 sind Schiiten - die meist der ethnischen Minderheit der Hasara angehören - zunehmend Ziel brutaler Angriffe. Der IS war 2017 bereits für einige der brutalsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich, darunter eine siebenstündige Schießerei in einem Krankenhaus in Kabul.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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