Politik

IS-Anschlag in Istanbul Auswärtiges Amt bestätigt zwei tote Deutsche

An der Polizeiabsperrung nahe des Tanzclubs haben Menschen Blumen niedergelegt.

An der Polizeiabsperrung nahe des Tanzclubs haben Menschen Blumen niedergelegt.

(Foto: AP)

Nun ist es offiziell: Unter den 39 Menschen, die bei dem Angriff auf den Tanzclub Reina in Istanbul getötet wurden, sind zwei Deutsche. Es handelt sich um zwei Männer, die in Bayern wohnten.

Zwei der 39 Todesopfer des Silvester-Anschlags in Istanbul kamen nach Angaben des Auswärtigen Amtes aus Deutschland. "Wir gehen davon aus, dass zwei der Todesopfer aus Deutschland kamen, das heißt also hier ihren festen Wohnsitz hatten", sagte ein Sprecher. Einer habe sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit. "Bei dem anderen gehen wir derzeit davon aus, dass er nur türkischer Staatsangehöriger ist." Beide hätten in Bayern gewohnt. Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord hatte zunächst nur einen Toten bestätigt. Bei dem Mann soll es sich um einen 26-Jährigen aus dem Landkreis Landsberg am Lech handeln. Die Stadt Landsberg erklärte außerdem, dass ein 28-Jähriger aus dem gleichen Landkreis zu Tode gekommen sei. Dies hatte die Polizei zunächst jedoch nicht bestätigt.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte außerdem, dass drei deutsche Staatsangehörige bei dem Anschlag verletzt worden seien. "Sie sind in guter medizinischer Behandlung und außer Lebensgefahr." Woher diese stammten, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.

IS bekennt sich zu Tat

Zuvor war bekannt geworden, dass sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag auf eine Silvesterfeier in dem Nachtclub bekannt hat. Ein "Soldat des Kalifats" sei für die Tat verantwortlich, hieß es in einer am Montag verbreiteten Erklärung des IS. Die Echtheit des Bekennerschreibens ließ sich zunächst nicht überprüfen. In der Erklärung hieß es weiter, der Anschlag habe einerseits den angeblich in dem Club ihr "ungläubiges" Neujahrsfest feiernden Christen gegolten. Die Türkei wird als "Dienerin des Kreuzes" bezeichnet. Zudem solle der Anschlag der türkischen Regierung "eine Lektion erteilen, die durch ihre Angriffe auf den Islamischen Staat das Blut der Muslime" vergossen habe. Außerdem ist in dem Schreiben davon die Rede, dass der Angreifer sowohl Schusswaffen als auch Handgranaten genutzt habe.

Die meisten der getöteten Ausländer stammten aus arabischen Ländern. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, 69 Menschen seien zudem verletzt worden, auch unter ihnen seien mehrere Ausländer. Das Ministerium bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung und stehe dazu in engem Kontakt mit den türkischen Behörden, hieß es.

Mindestens ein bewaffneter Angreifer war kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Club am Bosporusufer eingedrungen und hatte wahllos das Feuer auf Hunderte Feiernde eröffnet. Die Tatsache, dass der Angriff einem mondänen Club galt, in dem auch Ausländer verkehren, hatten Beobachter in der Türkei als Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund gewertet.

Zusammenhang zu Anschlag auf Flughafen?

So berichtete die Zeitung "Hürriyet" bereits in ihrer Montagsausgabe ohne Angaben von Quellen, es gebe Vermutungen, wonach der flüchtige Attentäter aus Kirgistan oder Usbekistan stamme und etwas mit dem IS zu tun habe. Die Ermittler schließen dem Bericht zufolge nicht aus, dass der Mann mit der mutmaßlichen IS-Zelle zusammenhängt, die im vergangenen Juni den dreifachen Selbstmordanschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen mit 47 Toten verübt haben soll.

Der Zeitung zufolge hatten Polizei und Geheimdienste in der Türkei vor Silvester Informationen über möglicherweise zum Jahreswechsel bevorstehende Anschläge in verschiedenen Städten erhalten. Im Dezember habe es in diesem Zusammenhang Razzien und Festnahmen gegeben. Am 30. Dezember sei dann eine Geheimdienstwarnung aus den USA über die Gefahr von IS-Anschlägen in Istanbul oder Ankara am kommenden Tag eingegangen.

Die türkische Armee ist seit vier Monaten im Norden Syriens an einer Offensive gegen die IS-Miliz und kurdische Kämpfer beteiligt. Istanbul, Ankara und andere türkische Städte waren im vergangenen Jahr das Ziel von Anschlägen, die dem IS oder bewaffneten kurdischen Gruppen zugeschrieben wurden. Dabei kamen hunderte Menschen ums Leben.

Quelle: ntv.de, kpi/AFP/dpa

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