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"Mehr als verständlich" Baerbock stellt sich hinter Kiews Taurus-Bitte

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Details zur Reichweite müssen vorab geklärt werden, sagt Baerbock zu möglichen Taurus-Lieferungen.

Details zur Reichweite müssen vorab geklärt werden, sagt Baerbock zu möglichen Taurus-Lieferungen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Während der Kanzler weiterhin zögert, findet Baerbock Kiews Forderung nach deutschen Taurus-Marschflugkörpern "mehr als verständlich". Auch, dass die Ukraine russisches Gebiet angreift, will die Außenministerin nicht verurteilen. Die Ukraine habe ein Recht auf Selbstverteidigung.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Verständnis für Angriffe der ukrainischen Armee auf russisches Territorium gezeigt. "Dieser brutale russische Angriffskrieg wird nicht nur mit Panzern und Soldaten in der Ukraine geführt, sondern auch mit erbarmungslosen Attacken aus Russland heraus", sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest France". Die Ukraine habe "ein Recht auf Selbstverteidigung, ein Recht darauf, die Angriffe bestmöglich abzuwehren".

Diese Abwehr geschehe vor allem mit Luftverteidigung, "aber das schützt die Menschen in Städten wie Charkiw eben nur bedingt, beziehungsweise gar nicht, weil sie zu nahe an Russland liegen", sagte Baerbock. Eine Reaktionszeit von wenigen Sekunden sei auch für die besten Luftverteidigungssysteme eine sehr schwierige Aufgabe.

Auf die Frage, ob sie auch billige, dass die Gegenschläge inzwischen russisches Herzland erreichten, sagte Baerbock: "Nicht die Ukraine greift Russland an, sondern Russland ist mit Panzern, Soldaten, Raketen in die Ukraine einmarschiert." Wenn die Ukraine sich dagegen verteidige, "um ihre Menschen zu schützen, tut sie das im Einklang mit dem Völkerrecht. Konkret dem Recht auf Selbstverteidigung, verbrieft in der UN-Charta". Das sei die Grundlage der militärischen Unterstützung für die Ukraine.

Lösungen für Programmierung finden

Baerbock stellte sich hinter den Wunsch Kiews nach deutschen Taurus-Marschflugkörpern. Sie verwies darauf, dass die russische Armee riesige Minenfelder angelegt habe zwischen den besetzten Gebieten und dem Rest der Ukraine. "Um die Menschen im Osten der Ukraine zu befreien, um russische Nachschublinien hinter der Verteidigungslinie zu treffen, muss der Minengürtel überwunden werden", sagte sie. "Insofern ist die ukrainische Bitte nach Gerät mit größerer Reichweite mehr als verständlich."

Wie bei den Leopard-Panzern und beim Luftabwehrsystem Iris-T müsse vorher jedes Detail geklärt sein, fügte Baerbock hinzu. "Auch da war entscheidend: Wie können wir die Ukraine in der aktuellen Lage bestmöglich unterstützen." Auf die Frage, ob die Marschflugkörper so programmiert werden sollten, dass sie russisches Gebiet nicht erreichten, entgegnete die Ministerin: "Andere Partner haben sich ähnliche Fragen auch gestellt und dafür Lösungen gefunden."

Scholz zurückhaltend

Die Ukraine fordert seit längerem Taurus-Marschflugkörper. Kanzler Olaf Scholz äußerte sich dazu aber bisher zurückhaltend. Als Grund für die bisher ausgebliebene deutsche Entscheidung für Taurus-Lieferungen gelten Befürchtungen, dass die modernen Marschflugkörper von der Ukraine auch auf Ziele auf russischem Territorium abgefeuert werden könnten und Russland dann Vergeltung üben könnte.

Baerbock machte deutlich, dass sich Deutschland nicht von Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin von der Unterstützung der Ukraine abbringen lasse. "Putin spielt mit der Angst. Er verbreitet Terror - mit Angriffen auf Geburtskliniken, Bahnhöfe, Schulen. Er hat gehofft, mit Drohungen und unverantwortlicher Rhetorik die internationale Hilfe zu unterbinden", sagte sie. "Aber wir lassen uns davon nicht einschüchtern. Wir werden der Ukraine weiter beistehen."

Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa

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