Für "schlagkräftige Luftwaffe" Kiew will mehr Kampfjets und setzt auf Rüstungsproduktion
31.08.2023, 20:38 Uhr Artikel anhören
Ein Kampfflugzeug vom Typ Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon bei einer Flugvorführung.
(Foto: IMAGO/Björn Trotzki)
Seit Beginn des Krieges bittet die Ukraine den Westen um Kampfjets. Nun gibt es erste Zusagen, doch die reichen Präsident Selenskyj nicht. Um nicht nur von ausländischen Waffenlieferungen abhängig zu sein, kooperiert Kiew außerdem mit dem größten britischen Rüstungskonzern.
Über bereits erfolgte Zusagen hinaus braucht die Ukraine Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg rund 100 weitere Kampfflugzeuge. "Insgesamt brauchen wir für eine schlagkräftige Luftwaffe etwa 160 Kampfflugzeuge", sagte Selenskyj in einem vom portugiesischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen veröffentlichten Interview.
Damit solle Russland die Möglichkeit genommen werden, den ukrainischen Luftraum zu beherrschen. Bisher habe Kiew Zusagen für "50 oder 60" F-16-Kampfjets erhalten, sagte der ukrainische Staatschef. Am Vortag hatte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat beim ukrainischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen von einem Bedarf von "ungefähr 128 F-16-Jagdflugzeugen" gesprochen.
Die ukrainische Luftwaffe verfügt aktuell nur über veraltete Flugzeuge sowjetischer Bauart. Für F-16-Lieferungen hat Kiew Zusagen aus Dänemark, den Niederlanden und Norwegen erhalten. Mehrere Länder wollen außerdem die nötige Ausbildung von Piloten und Technikern unterstützen.
Auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba drang an diesem Donnerstag bei Gesprächen mit den Außenministern der europäischen Partner auf mehr Waffen: Artilleriemunition, gepanzerte Fahrzeuge und Panzer. Um Russland die Produktion von Raketen und Drohnen zu erschweren, forderte er einen verstärkten Kampf gegen die Umgehung von Sanktionen. Deutschland drängte der Minister erneut zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern.
Kooperation mit britischem Rüstungsunternehmen
Um von Waffenlieferungen unabhängiger zu sein, unterzeichnete die Ukraine mit dem größten britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems einen Vertrag zur gemeinsamen Waffenproduktion. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte bei einem Treffen mit der BAE-Fühung in Kiew, Waffen des Unternehmens seien bereits in der Ukraine im Einsatz. Geplant sei, eine gemeinsame Produktion leichter L119-Geschütze im eigenen Land zu entwickeln.
Der deutsche Waffenhersteller Rheinmetall hat mit dem ukrainischen Rüstungskonzern Ukroboronprom bereits ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Dabei geht es zunächst um Reparatur und Wartung deutscher Panzer in der Ukraine. In Zukunft wollen beide Seiten auch gemeinsam Panzer bauen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa