Politik

Chefberater widerspricht Trump Bannon nennt Nazis "Loser" und "Clowns"

Steve Bannon gilt als Architekt des nationalistischen Wahlkampfs von Donald Trump.

Steve Bannon gilt als Architekt des nationalistischen Wahlkampfs von Donald Trump.

(Foto: REUTERS)

Anders als Donald Trump machen Demokraten wie Republikaner geschlossen Neonazis und Rechtsextremisten für die blutigen Proteste von Charlottesville verantwortlich. Jetzt schließt sich ihnen auch der ultrakonservative Chefberater des US-Präsidenten an.

Steven Bannon wird eigentlich dem ultrakonservativen Spektrum der US-Politik zugeordnet. Als Chef des Nachrichtenportals Breitbart gab der heutige Chefberater von US-Präsident Donald Trump lange Jahre rechten Verschwörungstheoretikern eine Plattform. Zu seinen ersten Amtshandlungen im Weißen Haus gehörte der Einreisebann für Muslime. Es ist also mitnichten so, dass Bannon eine Nähe zur linken Szene oder deren Ansichten nachgesagt werden kann.

Doch nach den tödlichen Auseinandersetzungen von Charlottesville geht selbst der 63-Jährige - anders als Trump - auf Distanz zu Rassisten und weißen Nationalisten: In einem Interview mit dem linken Portal "American Prospect" bezeichnete er sie als "Loser" und als "Ansammlung von Clowns". "Ich denke, wir müssen versuchen, die Bewegung zu zerstören", so Bannon.

Bannon reiht sich damit ein in die Gruppe von Menschen, die einen klaren Schuldigen für die Gewalt von Charlottesville sehen und nicht wie Trump beide Seiten beschuldigen. Bei den blutigen Protesten hatte ein 20-jähriger Neonazi am Samstag eine 32-Jährige getötet und 19 Menschen verletzt, als er mit seinem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten raste.

Bei einer Trauerfeier gedachten Angehörige, Freunde und Hunderte anderer Menschen am Mittwoch der getöteten Heather Heyer. Ihre Mutter sagte bei der Veranstaltung, Neonazis hätten versucht, ihre Tochter zum Schweigen zu bringen, stattdessen sei sie nun nur umso größer. Auch Trump kondolierte auf Twitter: "Trauerfeier heute für wunderschöne und unglaubliche Heather Heyer, eine wahrhaft besondere junge Frau", schrieb er auf Twitter. "Wir werden uns immer an sie erinnern!"

Gabriel wirft Trump "Riesenfehler" vor

Auch der US-Kongress will sich mit der tödlichen Gewalt durch militante Bürger beschäftigen. Das kündigte der Vorsitzende des Heimatschutzausschusses im Repräsentantenhauses an, der Republikaner Michael McCaul. "Wir müssen zusammenstehen und Rassismus, Fanatismus und Vorurteile zurückweisen, dazu gehören auch hasserfüllte Ideologien, die durch Neonazis, den Ku Klux Klan und all die anderen weißen rassistischen Gruppen verbreitet werden", schrieb McCaul in einer Erklärung.

Der Ausschuss will demnach die Spitzen des Heimatschutzministeriums, der Bundespolizei FBI und des Nationalen Anti-Terror-Zentrums zu der Anhörung einladen. Der Ausschuss kommt einmal im Jahr zusammen - stets um den Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 -, um über die weltweiten Bedrohungen zu beraten.

Kritik an der Haltung von Trump gab es auch von Außenminister Sigmar Gabriel. Er warf dem US-Präsidenten vor, die rechtsextremistische Gewalt in Charlottesville in unzulässiger Weise relativiert zu haben. "Natürlich ist eine Gleichsetzung beider Seiten statt einer klaren Distanzierung vom nazistischen Potenzial, das sich da gezeigt hat, ein Riesenfehler", sagte er in einem Interview der dpa. "Und sie ist auch falsch. Und das zeigt eben, wie verwoben ein Teil der Unterstützer Trumps mit der rechtsradikalen Szene der Vereinigten Staaten ist. Sein Chefideologe (Steve) Bannon steht ihnen nahe."

Gabriel zog weiterhin eine Parallele zur Diskussion in Deutschland nach den G20-Krawallen in Hamburg, in der das Gewaltpotenzial von Links und Rechts ebenfalls verglichen wurde. "Wir haben auch bei uns erlebt, dass es zu einer Gleichsetzung gekommen ist, und dass versucht worden ist, das politisch gegen die SPD zu instrumentalisieren", sagte er. "Und das, obwohl wir hier einen echten Rechtsterrorismus und keinen vergleichbaren Linksterrorismus haben."

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP/rts

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