2019 historisch mieses Ergebnis Barley soll mit SPD wieder ins EU-Parlament
25.09.2023, 19:26 Uhr Artikel anhören
Für Scholz stehe Barley auch dafür, dass man sich auf die EU-Institutionen verlassen könne.
(Foto: picture alliance/dpa)
Trotz des enttäuschenden Abschneidens bei der vorhergehenden EU-Wahl will die SPD wieder mit Barley als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf. Die Parteispitze preist die 54-Jährige als überzeugte Europäerin. Diese präsentiert sich als Kämpferin gegen die Angriffe auf die Demokratie.
Die SPD will wieder mit Katarina Barley als Spitzenkandidatin in die Europawahl 2024 ziehen. Die 54-Jährige Vizepräsidentin des Europaparlaments wurde einstimmig vom Parteipräsidium nominiert. "Du bist eine überzeugte Europäerin, eine leidenschaftliche Europäerin", sagte Parteichef Lars Klingbeil über die Spitzenfrau der SPD in Brüssel. "Europa ist unter Druck geraten in den letzten Jahren", sagte er weiter. Es gebe Angriffe von Rechtspopulisten, Rechtsextremen und manchmal auch Konservativen auf die europäischen Werte. Barley selbst warnte vor einem Ruck nach rechts. Die SPD stehe immer fest an der Seite der Demokratie, versicherte sie.
Kanzler Olaf Scholz betonte: "Europa ist wichtig für Frieden und Sicherheit." Deshalb sei es so zentral, dass man sich auf die europäischen Institutionen verlassen könne. Genau dafür stehe Barley. Für die Juristin ist es bereits die zweite Spitzenkandidatur, auch bei der Europawahl 2019 trat sie als deutsche Nummer eins für die SPD an. Damals erzielten die Sozialdemokraten mit 15,8 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten.
Hüterin der Rechtsstaatlichkeit
In Brüssel und Straßburg agierte Barley in den vergangenen vier Jahren relativ geräuschlos. Als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments ist sie automatisch Mitglied des Präsidiums, das über finanzielle, organisatorische und administrative Fragen entscheidet. Darüber hinaus kann sie von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola beauftragt werden, das Parlament bei offiziellen Anlässen zu vertreten.
Politisch setzte sich die 54-Jährige in ihrer bisherigen Amtszeit unter anderem für ein entschlossenes Vorgehen gegen Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit in der EU ein. So fordert sie einen harten Kurs gegen den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, dem etwa vorgeworfen wird, die Medienfreiheit in seinem Land einzuschränken.
Den CSU-Europapolitiker und Chef der christdemokratischen europäischen Parteienfamilie, Manfred Weber, kritisierte Barley zuletzt mehrfach für dessen Gesprächsbereitschaft mit rechten Politikern. Weber habe "ganz bewusst die Flanke nach rechts geöffnet und macht daraus auch kein Geheimnis", sagte sie jüngst der "Augsburger Allgemeinen". Der CSU-Politiker wolle nach der Europawahl mit Rechtspopulisten und denen noch weiter rechts zusammenarbeiten.
Von der Leyen hält sich noch bedeckt
Vor ihrer Karriere beim EU-Parlament war Barley Bundesjustizministerin, zuvor Familienministerin und SPD-Generalsekretärin. Einige Jahre arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht. Die zweifache Mutter ist seit 1994 Mitglied der SPD. Sie machte jedoch erst einmal Karriere als Juristin, bis sie 2013 in den Bundestag einzog. Danach ging die Politik-Karriere schnell: Generalsekretärin, Ministerin in mehreren Ressorts. Sie hat sich selbst mal als Allzweckwaffe der SPD bezeichnet. 2019 war sie die erste in der Bundesregierung, die für eine Europa-Spitzenkandidatur ein Ministeramt aufgab.
Die SPD ist nicht die erste Partei, die sich für die Europawahl aufstellt: Für die FDP tritt Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann an. Für die Linken will Parteichef Martin Schirdewan, derzeit Co-Fraktionschef im Europaparlament, wieder ran. Daneben hat die Parteispitze unter anderem die Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete für die vorderen Listenplätze vorgeschlagen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dagegen hat sich bisher nicht dazu geäußert, ob sie nach der Europawahl eine weitere Amtszeit anstrebt. Um weitere fünf Jahre an der Spitze der EU-Kommission bleiben zu können, müsste sich die CDU-Politikerin nach derzeitigem Stand der Dinge als Spitzenkandidatin der europäischen Parteienfamilie EVP aufstellen lassen. Zu dieser gehören neben der deutschen CDU und CSU unter anderem die österreichische ÖVP, die italienische Forza Italia oder Spaniens konservative Volkspartei PP.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa