Politik

Melnyk kontert Rauswurf-Appell "Was für ein Bier muss man getrunken haben?"

Andrij Melnyk fordert ein Machtwort von CDU-Chef Friedrich Merz.

Andrij Melnyk fordert ein Machtwort von CDU-Chef Friedrich Merz.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk ist nicht mehr lange im Amt - dennoch liefert er sich nun ein verbales Scharmützel mit dem sächsischen CDU-Mann Jens Lehmann. Der hatte sich über Melnyks undiplomatische Wortwahl beschwert. Und ist jetzt selbst die Zielscheibe.

Auf die Forderung des Leipziger CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann nach der Ausweisung des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk reagiert der Diplomat empört und fordert ein Machtwort des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. "Dass man einen Botschafter eines befreundeten Landes, das Opfer eines bestialischen Vernichtungskrieges wurde und ausblutet, ausweisen will, nur weil er Klartext spricht, ist ein beispielloser Kladderadatsch", sagte Melnyk der "Bild"-Zeitung.

Lehmann hatte die Ausweisung des scheidenden Botschafters gefordert, nachdem dieser den sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer am Wochenende von einem Ukraine-Besuch ausgeladen hatte. "Ich bin es leid, dass sich Botschafter Melnyk ständig über Deutschland beschwert, Politiker auslädt und teilweise beleidigt. Das Fass ist übergelaufen!", hatte Lehmann am Montag auf Instagram geschrieben. "Andrij Melnyk gehört ausgewiesen und sollte daher schnell zur Persona non grata erklärt werden, damit er Deutschland rasch verlässt."

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als sechs Monaten gegen die russische Invasion und versucht, von Russland eroberte Gebiete zurückzugewinnen. Lehmann schrieb, aus seiner Sicht mache Deutschland sehr viel für die Ukraine - sei es humanitäre, wirtschaftliche oder militärische Hilfe. "Das sollte auch von Botschafter Melnyk anerkannt werden, statt beleidigt auf einen Ministerpräsidenten zu sein, der eine differenzierte Sicht auf den Krieg und seinen Ausgang hat." Denn nach sechs Monaten Krieg müsse man auch darüber reden können, wie und in welcher Form dieser enden könne.

Melnyk reagierte auf diese Forderung wie gewohnt mit undiplomatischen Worten: "Was für ein Bier muss man getrunken haben, um sich gerade angesichts der barbarischen Aggression Russlands zu empören, dass das Fass übergelaufen ist?" Als Botschafter ist Melnyk in Deutschland umstritten, da er nicht immer auf Gepflogenheiten in Diplomatenkreisen achtete und mit teils harten Worten für Waffenlieferungen an die Ukraine warb. Inzwischen steht Melnyks Abberufung fest, er wird Deutschland im Oktober verlassen und soll in Kiew einen neuen Posten im Außenministerium übernehmen.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 30. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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