Marsch auf Moskau nicht geplant Bericht: Prigoschin wollte nur Militärführung festnehmen
28.06.2023, 17:55 Uhr Artikel anhören
Wagner-Söldner am vergangenen Samstag auf ihrem Weg nach Moskau.
(Foto: REUTERS)
Der Aufstand von Wagner-Chef Prigoschin scheitert am vergangenen Wochenende innerhalb weniger Stunden. Westlichen Geheimdienstinformationen zufolge wollte der Söldnerführer eigentlich gar nicht Rostow besetzen und auf Moskau marschieren. Doch der ursprüngliche Plan des Söldnerführers sei vor der Ausführung aufgeflogen.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wollte einem Medienbericht zufolge im Rahmen seiner Rebellion Russlands Militärführung gefangennehmen. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf westliche Geheimdienstbeamte meldet, habe der Söldnerführer Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow während eines geplanten Besuches in der Grenzregion zur Ukraine festsetzen lassen wollen. Allerdings habe der russische Inlandsgeheimdienst FSB zwei Tage vor der Aktion von dem Komplott erfahren.
Die westlichen Beamten sagten der US-Zeitung, dass Prigoschins Plan gute Erfolgschancen gehabt habe, jedoch scheiterte, weil die Verschwörung aufgedeckt worden sei. Daraufhin sei der Wagner-Chef gezwungen gewesen, zu improvisieren und früher als geplant zu handeln. Die Schnelligkeit, mit der seine Kämpfer am vergangenen Freitag die Kontrolle über die Stadt Rostow am Don erlangten, deute laut den westlichen Angaben darauf hin, dass einige Militärkommandeure an dem Komplott beteiligt gewesen sein könnten.
Die Geheimdienstmitarbeiter gehen außerdem davon, dass Prigoschin seine Entführungspläne mit hochrangigen Militärs geteilt habe, möglicherweise auch mit Vize-Generalstabschef Sergej Surowikin. Ob Surowikin die Pläne verraten habe, sei unklar. Der General war der erste, der den Wagner-Aufstand am Freitag in einem Video scharf verurteilte. Einen Tag später schickte Prigoschin einen Konvoi mit Wagner-Kämpfern Richtung Moskau. 200 Kilometer vor der Hauptstadt drehten die Einheiten wieder um.
Die Verschwörung hätte wahrscheinlich in einem bewaffneten Patt in Moskau geendet, wenn der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko nicht vermittelt hätte, so die Geheimdienstler gegenüber dem Blatt. Prigoschins Plan habe auf der Überzeugung gefußt, dass sich ein Teil der russischen Streitkräfte ihm anschließen würde. Doch die Unterstützung des Militärs blieb offenbar aus.
Dem russischen Militärblog Rybar zufolge findet wegen des Wagner-Aufstandes derzeit eine "massive Säuberungswelle" innerhalb von Moskaus Streitkräften statt. General Surowikin sei seit Samstag nicht mehr gesehen worden, teilte Rybar auf Telegram mit. Unterdessen dementierte der Kreml Berichte, wonach Surowikin von den Aufstandsplänen vorab gewusst haben soll.
Quelle: ntv.de, jpe