Aufstockung in Gefahr Bewerberzahl bei der Bundeswehr schrumpft
02.08.2023, 08:23 Uhr Artikel anhören
Die Bundeswehr ringt mit modernerer Ansprache um Nachwuchs, mit überschaubarem Erfolg.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Eigentlich soll die Bundeswehr weiter wachsen, um 20.000 Männer und Frauen bis 2031. Zudem ist die Truppe durch Russlands Angriffskrieg medial präsenter denn je. Die Realität sieht derzeit jedoch nicht gut aus. Verteidigungsminister Pistorius hat dafür eine einfache Erklärung.
Die Zahl der Bewerber bei der Bundeswehr sinkt weiter. Von Januar bis Ende Mai 2023 bewarben sich deutlich weniger Männer und Frauen für den Soldatenberuf als im Vorjahreszeitraum, wie der "Spiegel" unter Berufung auf einen Bundeswehr-Sprecher berichtete. Laut einer internen Tabelle des Wehrressorts bewarben sich dem Magazin zufolge bis Ende Mai dieses Jahres 23.414 Frauen und Männer. Das ist im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2022 ein Rückgang von rund sieben Prozent.
Der Bundeswehr-Sprecher führte die rückläufigen Zahlen vor allem auf die Auswirkungen des demografischen und gesellschaftlichen Wandels sowie die sich immer weiter verschärfende Lage auf dem Arbeitsmarkt zurück.
Zur Einordnung: Der "Bayerische Rundfunk" berichtete, dass die Zahl der Bewerber im gesamten Jahr 2022 bereits deutlich rückläufig war. 44.000 Männer und Frauen bewarben sich zwischen Januar und Dezember bei der Bundeswehr. Das war bereits ein Minus von elf Prozent im Vergleich zu 2021. Daran änderte offenbar auch die gestiegene mediale Aufmerksamkeit durch die russische Invasion in der Ukraine sowie das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen, das die Bundesregierung in Reaktion darauf in Aussicht stellte.
Am heutigen Mittwoch besucht Verteidigungsminister Boris Pistorius das Karrierecenter der Bundeswehr in Stuttgart. Dort will er sich über die Personalgewinnung der Bundeswehr informieren. Nach Angaben des Ministeriums präsentiert sich die Bundeswehr flächendeckend mit 16 Karrierecentern bundesweit als Arbeitgeberin. Als Teil der Personalgewinnungsorganisation der Bundeswehr sollen die Karrierecenter einen Beitrag dazu leisten, Menschen für eine Karriere bei der Bundeswehr zu gewinnen.
Pistorius will Bewerbungen erleichtern
Bereits Anfang Juni hatte Pistorius infrage gestellt, ob das Ziel der Aufstockung der Bundeswehr auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031 eingehalten werden könne. Bei der Bundeswehr gibt es aktuell rund 183.000 Soldatinnen und Soldaten.
Den Einbruch der Bewerberzahlen hatte Pistorius auf die Corona-Pandemie zurückgeführt. Das Thema Personal habe aber neben dem Material höchste Priorität. Um mehr Soldatinnen und Soldaten zu gewinnen, solle etwa der Bewerbungsprozess verbessert werden: Bewerber müssten schneller und verbindlich Klarheit bekommen, wann sie anfangen könnten, damit sie nicht gleich wieder das Interesse verlieren. Außerdem solle verstärkt auf Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte gesetzt werden.
Quelle: ntv.de, als/dpa