Treffen mit Netanjahu Biden: Klinik-Explosion wohl "vom anderen Team"
18.10.2023, 12:20 Uhr Artikel anhören
Stecken die Köpfe bei ihrem Treffen zusammen: Joe Biden sicherte Benjamin Netanjahu Unterstützung bei der Verteidigung zu.
(Foto: REUTERS)
Der US-Präsident sieht Anzeichen dafür, dass die Explosion vor einem Krankenhaus im Gazastreifen nicht von Israel verursacht wurde. Zudem verspricht er Israels Premier Netanjahu seine Unterstützung im Kampf gegen die Hamas.
US-Präsident Joe Biden zufolge scheint die Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen nicht auf einen Angriff von Israel zurückzugehen. Er sei zutiefst empört und traurig wegen der Explosion, sagte Biden kurz nach seiner Ankunft in Tel Aviv zu Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. "Nach dem, was ich gesehen habe, sieht es so aus, als ob es vom anderen Team gemacht wurde, nicht von Ihnen." Biden sagte weiter: "Aber es gibt eine Menge Leute da draußen, die sich nicht sicher sind."
Biden war am Vormittag inmitten der schweren Krise im Nahen Osten zu einem Kurzbesuch in Israel eingetroffen. Überschattet wird die Reise des US-Präsidenten von einer Explosion vor einem Krankenhaus im Gazastreifen. Dabei sollen nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, die von der islamistischen Hamas kontrolliert wird, Hunderte Menschen getötet oder verletzt worden sein. Für diese Angaben gibt es keine unabhängige Bestätigung. Die Gesundheitsbehörde wies der israelischen Armee die Schuld für das Unglück zu. Israels Armee sprach hingegen von einer fehlgeleiteten Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad, die auf einem Parkplatz vor dem Krankenhaus explodiert sei. Unabhängig waren die Informationen nicht zu überprüfen.
Biden: Palästinensisches Volk unschuldig in Konflikt gefangen
Zudem drückte Biden nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas sein Mitgefühl mit Israel aus. "Die Amerikaner trauern mit Ihnen", sagte Biden am Mittwoch kurz nach seiner Ankunft bei einem Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. "Das tun sie wirklich." Bei dem Angriff der Hamas am 7. Oktober seien die Menschen "abgeschlachtet" worden. "Sie haben Übeltaten und Gräueltaten begangen, die ISIS etwas rationaler aussehen lassen", sagte er. Die Amerikaner machten sich auch Sorgen, sagte Biden weiter. Das liege daran, dass die USA wüssten, es sei kein einfaches Feld, in dem man sich nun zurechtfinden müsse. Israel müsse sicherstellen, dass es alles habe, um sich verteidigen zu können. "Und wir werden dafür sorgen, dass das geschieht, wie Sie wissen", sagte Biden, ohne konkreter darauf einzugehen.
Man müsse auch bedenken, dass die Hamas nicht das gesamte palästinensische Volk vertrete und diesem nur Leid gebracht habe, sagte Biden weiter. Es sei auch notwendig, lebensrettende Kapazitäten zu fördern, um den Palästinensern zu helfen, die unschuldig in der Mitte des Konflikts gefangen seien. Zu den Menschen in Israel sagte Biden abschließend: "Ihr Mut, Ihr Engagement und Ihre Tapferkeit sind überwältigend (...). Ich bin stolz, hier zu sein."
Netanjahu ruft Westen auf, gemeinsam gegen Hamas vorzugehen
Netanjahu forderte beim Treffen mit Biden die westliche Welt dazu auf, gemeinsam die islamistische Palästinenserorganisation Hamas zu besiegen. Das Massaker in Israel am 7. Oktober beweise, dass die Organisation das "reine Böse" verkörpere, sagte Netanjahu. "Die zivilisierte Welt muss sich zusammentun, um die Hamas zu besiegen." Er verglich die Hamas, die auch von EU und USA als Terrororganisation eingestuft wird, erneut mit den Nazis und dem Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS). Die Hamas habe in Israel schlimmste Verbrechen verübt, sagte Netanjahu. Frauen seien vergewaltigt worden, Soldaten enthauptet und Kinder ermordet.
"Stellen Sie sich nur die Angst und Panik dieser kleinen Kinder vor, in ihren letzten Momenten, als sie von diesen Monstern in ihren Verstecken gefunden wurden", sagte der israelische Regierungschef. "Wir werden die Hamas besiegen und diese schreckliche Bedrohung aus unseren Leben entfernen", sagte Netanjahu. Biden sei als erster US-Präsident der Geschichte in Kriegszeiten nach Israel gekommen. "Dies ist zutiefst bewegend", sagte Netanjahu. Es beweise, wie verpflichtet Biden sich persönlich dem jüdischen Volk und dem jüdischen Staat gegenüber sehe. "Danke, Mr. President, dafür, dass Sie Israel zur Seite stehen, heute, morgen und immer."
Im Anschluss an seinen Kurzbesuch in Israel wollte Biden ursprünglich nach Jordanien, um mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Ägyptens Staatschef al-Sisi und Jordaniens König Abdullah II. zusammenzukommen. Jordanien habe das Treffen in Absprache mit der US-Delegation abgesagt. Abbas werde wegen einer dreitägigen Staatstrauer nach der Explosion nicht anreisen.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa