Klimagipfel in Scharm el Scheich Biden sieht US-Klimaziele in Reichweite
11.11.2022, 18:32 Uhr
Sieht die USA bei der Energiewende auf Kurs: US-Präsident Biden in Ägypten.
(Foto: AP)
Die USA sind historisch der größte Klimaverschmutzer der Welt. Auch deshalb wird die Rede des US-Präsidenten auf dem Gipfel in Ägypten mit Spannung erwartet. Und Biden verspricht: Sein Land will liefern und bis 2030 die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen einsparen.
US-Präsident Joe Biden hat bei der Weltklimakonferenz in Ägypten versprochen, das ausgerufene Klimaschutzziel der USA einzuhalten und vehement gegen die Erderwärmung zu kämpfen. "Die USA werden ihr Emissionsziel bis 2030 erreichen", sagte Biden bei der Konferenz im ägyptischen Scharm el Scheich. Die Vereinigten Staaten seien auf gutem Weg, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 50 bis 52 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken. "Wir eilen voran, um unseren Teil dazu beizutragen, die Klimahölle abzuwenden, vor der der UN-Generalsekretär Anfang dieser Woche so leidenschaftlich gewarnt hat."
UN-Generalsekretär António Guterres hatte am Montag bei der Klimakonferenz in Scharm el Scheich gesagt: "Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle - mit dem Fuß auf dem Gaspedal." Biden hatte den Kampf gegen die Klimakrise bei seinem Amtsantritt zu einer Priorität erklärt und im April 2021 bei einem Gipfel mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs das neue US-Klimaziel für 2030 ausgerufen. Demnach wollen die USA bis zum Ende des Jahrzehnts ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2005 mindestens halbieren.
Der US-Präsident sagte, seine Regierung sei in den vergangenen zwei Jahren "beispiellose Schritte" gegangen, um die Klimakrise zu bekämpfen. Er stellte dabei insbesondere das sogenannte Inflationsbekämpfungsgesetz heraus, das der US-Kongress im August beschlossen hatte. Damit sollen für den Klimaschutz in den kommenden zehn Jahren rund 370 Milliarden Dollar, umgerechnet 358 Milliarden Euro investiert werden, um etwa die Herstellung von Solarzellen und Windturbinen zu fördern. Finanzielle Anreize sind auch für den Bau von Werken für Elektroautos vorgesehen.
Hilfen für Energiewende in Ägypten
Biden sagte, der Kampf gegen die Klimakrise müsse beschleunigt werden. Die vergangenen acht Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen. Er verwies auf die schlimmen Folgen der Erderhitzung: Dürren und Waldbrände in den USA, die Hungerkrise in Ostafrika sowie verheerende Überschwemmungen in Ägypten und Nigeria.
Biden kündigte an, die USA, Deutschland und die Europäische Union unterstützten die Energiewende in Ägypten mit Finanzhilfen in Höhe von 500 Millionen Dollar. Damit solle in dem nordafrikanischen Land eine Leistung von zehn Gigawatt erneuerbarer Energie bis zum Jahr 2030 erreicht werden. Zugleich sollten fünf Gigawatt Leistung aus Gaskraftwerken vom Netz gehen. Die klimaschädlichen Emissionen aus dem ägyptischen Energiesektor würden damit um zehn Prozent verringert. Nach Daten des Climate Action Tracker (CAT) steigert Ägypten seine heimische Produktion und Nutzung von Gas derzeit - und droht, in einer "Zukunft mit hohem CO2-Ausstoß gefangen" zu werden. Die Investitionen in erneuerbare Energien sind laut CAT geringer als die beim Gas. Ägypten ist für mehr als ein Drittel des Gasverbrauchs in Afrika verantwortlich und auf dem Kontinent auch der zweitgrößte Gasproduzent.
Umweltschützer fordern von USA Schadenersatz
Vor Bidens Auftritt forderten Umweltschützer, dass die amerikanische Regierung verbindlich zusätzliche Finanzhilfen als Schadenersatz für Klimaschäden zusagt. Der Direktor von Powershift Africa, Mohamed Adow, sagte, die USA als historisch größter Verschmutzer der Atmosphäre müssten einen solchen Topf für Ausgleichszahlungen anschieben und auch selbst Geld bereitstellen. Das Mammuttreffen im Badeort Scharm el Scheich, zu dem etwa 45.000 Teilnehmer registriert sind, geht Ende kommender Woche zu Ende.
Bidens Klimaberater Ali Zaidi sagte zu den Vorwürfen, zur Debatte über einen Ausgleich für Verluste und Schäden, im UN-Jagon "loss and damage" genannt, Bidens Einsatz bei dem Thema sei klar. "Wir erkennen an, dass wir eine Herausforderung in einem Teil der Welt - sei es durch Lieferketten, Migration oder anders - gemeinsam bekämpfen müssen." Die USA sind historisch der größte Verschmutzer der Atmosphäre. Sie haben einen der höchsten CO2-Ausstöße pro Kopf, sind größter Ölproduzent und auch größter Ölverbraucher. Die vom Klimawandel bedingten Schäden treffen dagegen vor allem Entwicklungsländer in ärmeren Teilen der Welt.
Quelle: ntv.de, mau/dpa