G7 in Hiroshima Biden wird sich nicht für Atombombenabwurf entschuldigen
18.05.2023, 09:49 Uhr Artikel anhören
US-Präsident Biden startete seine Reise nach Japan am Mittwoch auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Gemeinsam mit seinen G7-Kollegen besucht Präsident Biden das japanische Hiroshima. Damit ist er erst das zweite US-amerikanische Staatsoberhaupt, das jene Stadt besucht, über der das US-Militär 1945 eine Atombombe abwarf. Um bilaterale Momente geht es der US-Regierung bei dem Treffen jedoch nicht.
US-Präsident Joe Biden wird sich bei seinem Besuch im japanischen Hiroshima nicht für den amerikanischen Atomwaffeneinsatz in der Stadt im August 1945 entschuldigen. Das stellte Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, auf dem Flug nach Japan vorab klar. Der Präsident werde gemeinsam mit den anderen G7-Staats- und Regierungschefs an einer Kranzniederlegung und anderen Gedenkveranstaltungen teilnehmen. "Aber dies ist aus seiner Sicht kein bilateraler Moment", betonte Sullivan. "Er kommt als einer der G7-Staats- und Regierungschefs, um Respekt zu zollen."
Über dem Zentrum Hiroshimas hatte das US-Militär am Morgen des 6. August 1945 eine Atombombe abgeworfen und die Stadt damit weitgehend zerstört. Schätzungsweise 70.000 Bewohner starben sofort, rund 70.000 bis 80.000 in den folgenden Monaten. Eine zweite Bombe hatten die Amerikaner damals drei Tage später auf Nagasaki abgeworfen. Es waren die ersten Atomwaffenangriffe der Kriegsgeschichte und bislang die einzigen.
Biden ist erst der zweite US-Präsident, der Hiroshima besucht - nach Barack Obama im Mai 2016. Bei seinem historischen Besuch damals hatte Obama für eine Welt ohne Atomwaffen geworben und Überlebende der Atom-Katastrophe getroffen. Obama entschuldigte sich dabei nicht für den Bombenabwurf. Auch von Biden war nicht erwartet worden, dass er das tun würde.
Atombombenopfer appellieren an G7
Dass die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) ihren Gipfel in diesem Jahr in Hiroshima abhalten, ist vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und Moskaus Nukleardrohungen mit großer Symbolik verbunden. Überlebende des Atombombenanschlags von 1945 erhoffen sich von dem Besuch, dass sich die G7-Staaten für die Abschaffung von Atombomben einsetzen. "Zunächst möchte ich, dass sie in Hiroshima die wahre Tragödie des Atombombenabwurfs sehen. Und dann einen Kurs zur Schaffung von Frieden entscheiden", sagte etwa Kunihiko Iida. Bei dem Anschlag 1945 war er drei Jahre alt. "Wenn sie die wahre Tragödie des Atombombenabwurfs sehen, werden sie natürlich verstehen, dass es keinen Frieden gibt ohne die Abschaffung der Atomwaffen, denn die gegenwärtigen Atombomben sind mehr als zehnmal verheerender."
Russlands Krieg gegen die Ukraine gehört zu den Hauptthemen des Treffens der sieben führenden demokratischen Industrienationen. Sullivan kündigte auf dem Flug nach Japan an, die USA würden ein Sanktionspaket vorlegen in Verbindung mit einer Gipfelerklärung der G7-Staaten. Die Erklärung werde sich vor allem auf die Durchsetzung bestehender Strafmaßnahmen konzentrieren. Details nannte er zunächst nicht.
Mit Blick auf vorherige Diskussionen über ein mögliches nahezu komplettes Exportverbot nach Russland sagte Sullivan, er rechne nicht mit einem solchen Exportverbot. Das Hauptaugenmerk liege bei dem G7-Gipfel darauf, bestehende Sanktionen umzusetzen und eine Umgehung der Strafmaßnahmen zu verhindern.
Bei dem Treffen in Hiroshima soll es neben dem Krieg in der Ukraine um die Probleme der Weltwirtschaft gehen. Auch das Verhältnis des Westens zu China dürfte dort eine Rolle spielen. Wegen einer drohenden Haushaltskrise in den Vereinigten Staaten kehrt Biden bereits am Sonntag nach Washington zurück. Ursprünglich wollte er nach Papua-Neuguinea und Australien weiterreisen, um in Sydney an einem Treffen des sogenannten Quad-Bündnisses teilnehmen - einem Vierer-Format mit Japan, Indien und Australien. Nach Bidens Absage wurde das Treffen gestrichen.
Quelle: ntv.de, spl/dpa