Welt-Elite trifft sich in Dresden Bilderberger verteidigt Geheim-Konferenz
07.06.2016, 08:05 Uhr
Proteste gegen die Bilderberg-Konferenz vergangenes Jahr im österreichischen Telfs.
(Foto: imago/Eibner Europa)
Das Treffen ist mysteriös und von Verschwörungstheorien umrankt: Die Bilderberg-Konferenz in Dresden gilt Gegnern als undemokratischer Machtzirkel. Der Vorsitzende verteidigt nun die Geheimniskrämerei des Treffens.
Vor der Bilderberg-Konferenz in Dresden hat der Vorsitzende Henri de Castries Kritik an der jährlichen Gesprächsrunde einflussreicher Persönlichkeiten zurückgewiesen. "Warum konzentriert man sich so auf die Geheimhaltung von Bilderberg, wenn es jeden Tag zehntausende Treffen gibt, deren Inhalt nicht öffentlich ist?", sagte er in einem Interview. Bei der Konferenz gelten die sogenannten Chatham-House-Regeln, die Teilnehmern die Verwendung von Informationen des Treffens nur erlauben, wenn sie die Identität des Sprechers nicht offenlegen.
Bei der Konferenz würden keine Entscheidungen getroffen, es sei ausschließlich ein informeller Meinungsaustausch. "Es ist kein Parlament, keine operative Organisation", so de Castries, Chef des französischen Versicherungskonzerns Axa. Bei der Bilderberg-Konferenz diskutieren Politiker, Wirtschaftsbosse, Akademiker und Journalisten hinter verschlossenen Türen über aktuelle Themen. Die Bilderberg-Gruppe, die im Jahr 1954 auf Initiative des niederländischen Prinzen Bernhard gegründet wurde und nach ihrer ersten Tagungsstätte benannt ist, will "den Dialog zwischen Europa und Nordamerika" befördern.
Kundgebungen von NPD, der AfD und linken Gruppen
Gegner sprechen von einem "elitären Zirkel", der demokratischen Grundprinzipien entgegenstehe. Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses der Konferenz hielt dagegen: Damit manche Leute wirklich offen sprechen könnten und man echte Diskussionen bekomme, brauche es solche Konferenzregeln, sagte de Castries. "Ja, es stimmt, dass viele der Teilnehmer große Verantwortung haben, wichtige Jobs, die Akademiker einen hohen Fachkenntnisstand. Daran ist doch nichts falsch. Wenn wir unsere Welt besser verstehen wollen, ist es gut, Gespräche zwischen diesen Menschen zu erleichtern."
Das Treffen beginnt am Donnerstag. Tagungsort in Dresden ist das renommierte Hotel Taschenbergpalais nahe der Semperoper. In einem Sicherheitsbereich verbot die Stadt alle Versammlungen mit mehr als 15 Teilnehmern. Die Polizei ist täglich mit etwa 400 Beamten im Einsatz, um das Treffen abzusichern. Bislang sind 19 Kundgebungen und Mahnwachen gegen die Konferenz angemeldet, darunter von der NPD, der AfD und linken Gruppen, wobei sich die Anmeldungen zum Teil doppeln. Die Polizei geht gleichwohl von einem "lautstarken, aber grundsätzlich friedlichen Protest" aus.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP