USA: "Zutiefst problematisch" Lawrow erfreut über Brasiliens Unterstützung
26.04.2023, 15:51 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Russland sei an einer schnellen Lösung des "Konflikts" interessiert, sagt Lawrow über den Angriffskrieg.
(Foto: dpa)
Brasiliens Präsident Lula fordert den Westen auf, die militärische Unterstützung für Kiew einzustellen, um den russischen Angriffskrieg alsbald zu beenden. In Moskau hört man das gerne. Die USA weisen die Aussagen als Kreml-Propaganda zurück.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat Brasiliens Initiative für Friedensgespräche zur Beendigung des russischen Kriegs in der Ukraine begrüßt. "Wir danken Brasilien für seinen Beitrag zur Suche nach einer Lösung dieses Konflikts", sagte Lawrow nach einem Treffen mit seinem brasilianischen Kollegen Mauro Vieira in Brasília. "Wir sind daran interessiert, den Konflikt so bald wie möglich zu lösen."
Zugleich bekräftigte Lawrow seine Forderung nach einer "multipolaren" Weltordnung. Er warf dem Westen vor, er versuche, "die internationale Arena zu dominieren". Am Abend wurde Lawrow vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zu Gesprächen im Präsidentenpalast empfangen. Eine Erklärung zu der Unterredung wurde anschließend nicht veröffentlicht.
Wie China stellt sich Brasilien in dem Konflikt als neutrale Partei und potenzieller Vermittler dar. Brasilien lehnt sowohl eine militärische Unterstützung Kiews als auch Sanktionen gegen Russland ab. Anders als die westlichen Verbündeten hat Brasilien Moskaus Einmarsch in die Ukraine auch nicht verurteilt. Nach eigenen Worten will Lula eine "G20 des Friedens" initiieren, also eine Ländergruppe, die auf die Beendigung des Ukraine-Kriegs hinwirken soll. Brasiliens Staatschef vertritt wie die russische Regierung die Ansicht, dass dies nur auf Grundlage einer "neuen Weltordnung" ohne Vorherrschaft der USA erfolgen könne.
Während eines Staatsbesuchs in China hatte Lula dem Westen am Samstag vorgeworfen, den Krieg durch Waffenlieferungen an die Ukraine zu verlängern und ein Ende der militärischen Unterstützung für die Ukraine gefordert. Die Vereinigten Staaten müssten "aufhören, den Krieg zu fördern, und anfangen, über Frieden zu reden", sagte er in Peking. Auch die Europäische Union müsse "anfangen, über Frieden zu reden". Auf diese Weise werde die internationale Staatengemeinschaft in der Lage sein, den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj davon zu überzeugen, dass "Frieden im Interesse der ganzen Welt liegt".
USA: Krieg endet sofort, wenn Putin das will
Die USA haben den Vorwurf der Kriegstreiberei scharf zurückgewiesen. "In diesem Fall plappert Brasilien russische und chinesische Propaganda nach, ohne sich überhaupt die Fakten anzuschauen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, zu Journalisten. Lulas Äußerungen zum Ukraine-Krieg seien "zutiefst problematisch".
Auch die USA wollten, dass der Ukraine-Krieg ende, betonte Kirby. "Das könnte sofort passieren, wenn Putin aufhören würde, die Ukraine anzugreifen, und seine Soldaten abziehen würde." Die USA sind der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland.
Der brasilianische Außenminister Vieira wies Kirbys Kritik zurück. Er wisse nicht, wie und warum Kirby "zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist. Aber ich stimme keinesfalls mit ihm überein."
Lawrows Besuch in Brasilien erfolgte drei Wochen nach einem Besuch von Lulas wichtigstem außenpolitischen Berater Celso Amorim bei Russlands Staatschef Wladimir Putin in Moskau. Laut russischer Nachrichtenagentur Tass will Lawrow von Brasilien aus in weitere lateinamerikanische Länder reisen, darunter die USA-Gegner Venezuela, Nicaragua und Kuba.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 18. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ino/AFP