Umfrage des Europa-Parlaments Briten sind nicht die größten EU-Skeptiker
17.10.2018, 07:28 Uhr
Beim Anblick dieser Flaggen kommt bei vielen Italienern keine Freude auf. Die Kritik and der EU ist in dem Land sogar größer als im Brexit-Großbritannien.
(Foto: dpa)
Eine Umfrage im Auftrag des EU-Parlaments fördert Erstaunliches zutage. Nicht die Briten, sondern die Bürger eines anderen Landes im Süden Europas sind die größten Europamuffel. Ganz anders sieht es in Deutschland aus.
Ungeachtet schleppender Reformen und des noch immer ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der EU haben die Deutschen ein überwiegend positives Bild von der Staatengemeinschaft. Vier von fünf Befragten (81 Prozent) halten die Mitgliedschaft für eine gute Sache, wie aus einer Umfrage im Auftrag des Europaparlaments hervorgeht. EU-weit liegt der Wert mit 62 Prozent so hoch wie seit 25 Jahren nicht. Ein Großteil der Deutschen (76 Prozent) ist zudem der Meinung, dass ihr Land bislang von der Mitgliedschaft profitiert habe.
Italien ist mit Tschechien das einzige Land, in dem die Bürger nicht mehrheitlich für den Verbleib in der EU stimmen würden, falls sie gefragt würden. Südlich der Alpen begrüßen nur 42 Prozent der Befragten die Mitgliedschaft in der EU. In Großbritannien würden laut dieser Erhebung derzeit 51 Prozent der Befragten für einen Verbleib und 34 Prozent für einen Austritt stimmen, 11 Prozent sind unentschlossen.
Derzeit sorgt der italienische Haushaltsentwurf in der EU für Kritik. Zudem wettern mehrere italienische Spitzenpolitiker der Regierung aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega regelmäßig gegen die EU. In Deutschland würden vier von fünf Befragten (79 Prozent) für einen Verbleib in der EU stimmen.
Europawahl steht bevor
Die Spitzen der EU-Staaten wollten am Mittwoch und Donnerstag in Brüssel zum Gipfel zusammenkommen. Unter anderem soll es um den aktuellen Stand der Verhandlungen zum geplanten EU-Austritt Großbritanniens gehen. EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte noch am Dienstag neue Vorschläge von Großbritannien gefordert, um die Blockade zu lösen.
Außerdem steht etwa die seit Jahren festgefahrene Reform des europäischen Asylsystems auf der Tagesordnung. Das Thema Einwanderung sollte nach Meinung jedes zweiten Deutschen (56 Prozent) die wichtigste Rolle im Wahlkampf der Europawahl im Frühjahr spielen. Auch EU-weit hält die Hälfte der Bürger dies für das wichtigste Wahlkampf-Thema. In Italien sind sogar 71 Prozent der Befragten dieser Meinung.
Die Zahl der irregulär in die EU einreisenden Migranten ist in diesem Jahr deutlich gesunken. Bis September waren es rund 100.000 - etwa ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum, wie aus jüngsten Zahlen der EU-Grenzschutzagentur Frontex hervorgeht. In Italien ging die Zahl im Vergleich zum Zeitraum zwischen Januar und September 2017 sogar um 80 Prozent zurück. Vor allem der rechtspopulistische Innenminister Matteo Salvini macht jedoch weiter Stimmung gegen Migranten und fährt eine strikte Anti-Migrationspolitik.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa