Hacker stehlen Forschungsdaten Briten werfen Russland Impf-Spionage vor
16.07.2020, 17:32 Uhr
Eine Hackergruppe namens APT29 spionierte nach Angaben der Briten Forschungsinstitute aus, die an einem Corona-Impfstoff arbeiten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Russische Hacker sollen versucht haben, weltweit Informationen über Corona-Impfstoffe zu stehlen. Aber das ist nicht alles. Die Briten werfen Russland außerdem vor, sich in ihre Parlamentswahlen eingemischt zu haben. Diese Enthüllungen kommen zu einem besonders heiklen Zeitpunkt.
Russische Hacker versuchen britischen Angaben zufolge im Auftrag Moskaus, an Informationen zu Corona-Impfstoffen zu kommen. "Mit ziemlicher Sicherheit" agiere die Hacker-Gruppe als Teil der russischen Geheimdienste, erklärte die britische Behörde für Cybersicherheit (NCSC). Ziele sind demnach Institute zur Forschung und Entwicklung von Impfstoffen in Großbritannien, Kanada und den USA.
Die USA und Kanada teilten die Ansicht der britischen Behörden, dass die Gruppe namens APT29 zum russischen Geheimdienst gehört, erklärte die NCSC. Die Gruppe sei auch unter den Bezeichnungen "Herzöge" oder "Kuschelbär" unterwegs. Es geht dabei den Angaben zufolge nicht um Sabotage, sondern um Industriespionage. Bei den gestohlenen Regierungsdokumenten handelte es sich um Protokolle von britisch-amerikanischen Handelsgesprächen.
"Es ist völlig inakzeptabel, dass die russischen Geheimdienste diejenigen ins Visier nehmen, die an der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie arbeiten", erklärte der britische Außenminister Dominic Raab. "Während andere ihre egoistischen Interessen mit rücksichtslosem Verhalten verfolgen, machen Großbritannien und seine Verbündeten mit der harten Arbeit weiter, einen Impfstoff zu finden und die globale Gesundheit zu schützen." Sein Land werde gegen diejenigen vorgehen, die hinter solchen Cyber-Angriffen steckten, kündigte Raab an. Diese würden zur Verantwortung gezogen.
Strafrechtliche Ermittlungen gegen Russland
Der Außenminister beklagte zudem eine weitere illegale Aktivität aus Russland. Es sei "beinahe sicher, dass russische Akteure durch die Online-Verbreitung unrechtmäßig erlangter Regierungsdokumente in die Parlamentswahl 2019 eingreifen wollten", teilte er mit. In dem Fall werde nun strafrechtlich ermittelt.
Russland wies die Vorwürfe zurück. "Wir haben keine Informationen darüber, wer Pharmaunternehmen und Forschungszentren in Großbritannien gehackt haben könnte", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Tass. Russland habe "mit diesen Versuchen nichts zu tun". Auch die "jüngsten haltlosen Vorwürfe einer Einmischung in die Wahlen von 2019" wies Peskow zurück.
Die Vorwürfe kommen nur wenige Tage vor der erwarteten Freigabe eines Berichts des britischen Geheimdienstausschusses zur Einmischung Russlands in britische Politik und Wahlen. Nach einem Bericht der "Sunday Times" vom vergangenen Jahr wurden in dem Report unter anderem die Beziehungen mehrerer russischer Großspender der britischen Konservativen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB unter die Lupe genommen. Die Zeitung berichtete jedoch unter Berufung auf Insider auch, dass der Ausschuss nicht klären konnte, ob russische Einflussnahme für den Ausgang des Brexit-Referendums 2016 entscheidend war. Johnson hatte die Annahme der Spenden verteidigt.
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP