Drastisch statt diplomatisch Britischer Minister nennt Putin "durchgedreht"
23.02.2022, 21:28 Uhr
"Keine Freunde, keine Allianzen: Putin macht die dieselben Fehler wie Zar Nikolaus I.", erläutert der britische Verteidigungsminister Wallace.
(Foto: picture alliance / empics)
Der britische Verteidigungsminister ist Soldat und wohl kein Freund von verklausulierten Einschätzungen. Wallace nennt den russischen Präsidenten "vollkommen durchgedreht". Härter formuliert nur noch der Kreml-Kritiker Nawalny: Für ihn ist Putin ein "seniler Großvater".
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat mit ungeschminkten Äußerungen über den russischen Präsidenten Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt. "Wir haben jetzt mit Putin einen vielbeschäftigten Gegner, der vollkommen durchgedreht ist", soll Wallace laut der britischen Nachrichtenagentur Press Association zu Vertretern der Streitkräfte in einem Regierungsgebäude in London gesagt haben.
Demnach verglich Wallace Putin auch mit dem russischen Zaren Nikolaus I.: "Zar Nikolaus I. machte denselben Fehler wie Putin: Er hatte keine Freunde, keine Allianzen." Wallace, selbst ehemaliger Armeeoffizier im Regiment der Schottischen Garde, habe hinzugefügt: "Die Scots Guards haben Zar Nikolaus I. 1853 auf der Krim in den Hintern getreten - das können wir jederzeit wieder tun."
Premierminister Boris Johnson hatte am Dienstag gesagt, Putin befinde sich in einem "unlogischen und irrationalen Geisteszustand". Am Montag hatte der russische Präsident die zur Ukraine gehörenden selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt und die Entsendung russischer Truppen in die östlichen Gebiete angekündigt. Der Westen sieht darin einen klaren Bruch des Völkerrechts und einen Angriff auf die europäische Friedensordnung.
Nawalny kommentiert Putin-Rede auf Twitter
Gleich nach der Übertragung von Putins Rede nannte ihn der niederländische Premier Mark Rutte "wahnsinnig". "Der Mann ist natürlich total wahnsinnig", sagte Rutte am Montagabend in einer TV-Talkshow.
Ähnlich in der Wertung, aber analytischer hatte der in einem russischen Straflager inhaftierte Oppositionelle Alexej Nawalny Putins TV-Ansprache auf Twitter kommentiert. Anders als das KPdSU-Politbüro hätten Putins Leute keine Ideologie, "nur dauerhafte und offene Lügen. Sie kümmern sich nicht einmal darum, ihrem Kriegsgrund einen Anschein von Glaubwürdigkeit zu geben." Nawalny nannte Putin einen "senilen Großvater".
Putins Kriegsdrohungen hätten den Zweck, von innenpolitischen Problemen wie der Inflation abzulenken, so Nawalny. Zwar auf Englisch, aber an die Adresse seiner russischen Leser schreibt er: "Der Kreml macht euch ärmer, nicht Washington." Nawalny ist in einem Straflager etwa 100 Kilometer östlich von Moskau inhaftiert. Ihm drohen derzeit in einem neuen Prozess bis zu 15 Jahre Gefängnis.
Quelle: ntv.de, mau/dpa