Nach 25 Jahren Bund zieht sich von US-Waffenmesse zurück
06.05.2023, 01:46 Uhr Artikel anhören
Waffen europäischer Hersteller sind nicht nur bei Messebesuchern beliebt, sondern auch bei Amokschützen.
(Foto: picture alliance/AP Photo)
Für Waffenhersteller aus Europa sind die USA mit ihren laxen Waffengesetzen ein lukrativer Markt. Und sie tun viel dafür, dass das so bleibt, wie eine Investigativrecherche zeigt. Auf der größten Waffenmesse des Landes mischt bislang auch das Bundeswirtschaftsministerium mit - doch damit ist jetzt Schluss.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat nach Medienberichten jahrzehntelang für deutsche Unternehmen einen Stand auf der weltgrößten Schusswaffenmesse in den USA organisiert und teilweise finanziert - und hört nun damit auf. "Es wird keinen erneuten Messestand des Bundes geben" auf der "Shot Show" in Las Vegas, teilte eine Ministeriumssprecherin dem Berliner "Tagesspiegel" mit. Das Ministerium reagierte damit auf gemeinsame Recherchen der Zeitung und des ZDF-"Magazin Royale" zur Unterstützung des Bundes für deutsche Aussteller auf der Waffenmesse. Diese währte den Angaben des Ministeriums nach seit 1998, mit Ausnahme des Jahres 2021.
Die Auswahl der ausstellenden Unternehmen erfolgte den Recherchen zufolge über den Messeverband der deutschen Wirtschaft AUMA, das operative Geschäft vor Ort ging an einen externen Dienstleister, an den die Aussteller eine Teilnahmegebühr zahlen mussten. Die finale Abrechnung übernahmen nach "Tagesspiegel"-Informationen aber das Wirtschaftsministerium sowie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Dabei sollen die Aussteller nur eine Teilsumme an den Dienstleister überwiesen haben, das Ministerium wird mit dem Wort "Beteiligungspreis" zitiert. Den Rest beglichen die Bundesbehörden, wie die Zeitung unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertrauten Personen schreibt.
Die Recherche des Blattes und der ZDF-Sendung befasst sich vor allem mit den Geschäften europäischer Waffenhersteller auf dem US-Markt. Einer der größten Pistolenproduzenten der USA ist demnach die Firma Sig Sauer, deren Holding im münsterländischen Emsdetten ansässig ist und die dem US-Waffenlobbyverband NSSF 2020 nach eigenen Angaben eine halbe Million Dollar gespendet hat.
In den USA sterben jedes Jahr mehr als 40.000 Menschen durch Schusswaffen. Dem Bericht zufolge führten Todesschützen in einem Drittel der Fälle Waffen europäischer Konzerne mit sich, bei Schulmassakern sogar in 45 Prozent der Fälle. "Die europäischen Waffenkonzerne verkaufen nicht nur Pistolen und Gewehre in den USA, sie sorgen mit ihren zum Teil massiven Spenden an die NRA und andere Waffenlobbygruppen auch dafür, dass die US-amerikanische Waffengesetzgebung so lax und zahnlos bleibt, wie sie ist - mit den bekannten, tödlichen Folgen", sagte "Tagesspiegel"-Redakteur Dennis Pohl.
Quelle: ntv.de, ino/dpa