Lai mit 40 Prozent vorne Chinakritischer Kandidat gewinnt Taiwan-Wahl klar
13.01.2024, 13:37 Uhr Artikel anhören
Sollte die DPP wieder den Präsidenten stellen, dürfte Chinas kommunistische Führung den Druck auf Taiwan fortsetzen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Bei der Wahl in Taiwan geht es nicht nur um einen neuen Präsidenten, sondern auch um den künftigen Umgang mit China. Ersten Hochrechnungen zufolge dürfte der Inselstaat weiter auf Distanz zu Peking gehen. Denn der chinakritische Kandidat William Lai erringt einen deutlichen Sieg.
Der Vizepräsident und Unabhängigkeitsbefürworter Lai Ching-te hat die Präsidentenwahl in Taiwan gewonnen. Der 64-jährige Politiker von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) kam auf 40,2 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission am Samstag nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen mitteilte. Sein wichtigster Widersacher, der von der chinafreundlichen Kuomintang (KMT) aufgestellte Hou Yu-ih, erhielt 33,4 Prozent und räumte seine Niederlage ein. Hou sagte in Taipeh: "Ich habe euch alle im Stich gelassen."
Parallel entscheiden die 19,5 Millionen aufgerufenen Wähler über das neue Parlament, den Legislativ-Yuan, in dem die DPP bislang die absolute Mehrheit hatte. Ein offizielles Wahlergebnis wird für den späten Samstagabend erwartet. Sollte die Fortschrittspartei gewinnen, wäre es ihr dritter Sieg bei Präsidentschaftswahlen in Folge. Die bisherige Präsidentin Tsai Ing-wen darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
Sollte die DPP wieder den Präsidenten stellen, dürfte Chinas kommunistische Führung den Druck auf Taiwan fortsetzen. Peking zählt die Inselrepublik zum Gebiet Chinas, obwohl Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung hat. Peking, das die für eine Unabhängigkeit Taiwans stehende DPP als separatistisch ansieht, hatte den Kontakt mit Taipeh seit dem Amtsantritt von Präsidentin Tsai 2016 eingefroren.
In der für die globale Schifffahrt wichtigen Meerenge zwischen China und Taiwan, wo das chinesische Militär als Machtdemonstration fast täglich Kampfjets in Richtung der Inselrepublik schickt, könnten die Spannungen daher anhalten oder sogar zunehmen. China möchte eine "Wiedervereinigung" der Insel mit dem Festland, notfalls auch mit militärischer Gewalt.
Quelle: ntv.de, hny/dpa