Politik

UN-Organisation in Gaza-Stadt "Das ist ein Chaos, niemand weiß, was zu tun ist"

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Viele Menschen in Gaza-Stadt leben nach den Luftschlägen in Trümmern.

Viele Menschen in Gaza-Stadt leben nach den Luftschlägen in Trümmern.

(Foto: AP)

Innerhalb von 24 Stunden sollen Hunderttausende Bewohner den Norden des Gazastreifens verlassen. Die humanitär prekäre Situation dürfte sich damit noch verschärfen. Auch die Lage in Krankenhäusern ist kritisch.

Der Evakuierungsaufforderung der israelischen Armee für den nördlichen Gazastreifen hat nach Berichten aus dem Inneren des Streifens eine Panik ausgelöst. "Das ist ein Chaos, niemand weiß, was zu tun ist", sagte Inas Hamdan, eine Mitarbeiterin der palästinensischen UN-Flüchtlingsorganisation in Gaza-Stadt, der Nachrichtenagentur AP. Das gesamte UN-Personal in Gaza-Stadt und im nördlichen Gazastreifen sei angewiesen worden, nach Rafah zu evakuieren.

Nebal Farsakh, ein Sprecher des Palästinensischen Roten Halbmonds in Gaza-Stadt, sagte, es sei unmöglich, mehr als eine Million Menschen so schnell in Sicherheit zu bringen. "Vergessen Sie Lebensmittel, Strom und Treibstoff. Die einzige Sorge ist jetzt, ob man es schafft, ob man überleben wird", sagte Farsakh. "Was wird mit unseren Patienten geschehen?", fragte sie. "Wir haben Verwundete, ältere Menschen und Kinder, die in Krankenhäusern liegen. Viele der Mediziner weigerten sich, die Krankenhäuser zu evakuieren und die Patienten im Stich zu lassen. Stattdessen riefen sie ihre Kollegen an, um sich von ihnen zu verabschieden, so Farsakh.

Die Lage in Krankenhäusern ist ohnehin kritisch. Das einzige Kraftwerk in Gaza stellte den Betrieb ein, der Treibstoff für die Notstromgeneratoren der Krankenhäuser könnte innerhalb von Stunden ausgehen. Auch Nahrung und Trinkwasser seien sehr knapp, hieß es vom Welternährungsprogramm der UN.

Bewohner des nördlichen Gazastreifens berichteten, dass die Straßen wie leer gefegt seien. Die Menschen würden in ihren Häusern bleiben, um herauszufinden, wie es nach der von Israel angeordneten Evakuierung weitergehen sollte. Ausnahme auf den Straßen seien Krankenwagen. Aufgrund der Internetausfälle und des Zusammenbruchs der Telefonnetzwerke verbreitet sich die Information erst langsam und die viele haben noch keine direkten Evakuierungsbefehle von der Armee erhalten.

Die Hamas-Behörde für Flüchtlingsangelegenheiten rief die Bewohner des Nordens des Gebiets dazu auf, "standhaft in ihren Häusern zu bleiben und angesichts dieses widerlichen psychologischen Krieges, den die Besatzung führt, standhaft zu bleiben", berichtete AP.

Israels Armee hatte zuvor Zivilisten des Küstenstreifens in arabischer Sprache aufgefordert, den Norden innerhalb von 24 Stunden in Richtung Süden zu verlassen. Betroffen sind mehr als eine Million Menschen. Die Vereinten Nationen halten es für unmöglich, dass eine solche Bewegung ohne verheerende humanitäre Folgen stattfinden kann. Durch die Abriegelung des Gazastreifens durch Israel spitzt sich dort die humanitäre Lage zu. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Beginn der israelischen Vergeltungsschläge bereits mehr als 400.000 Menschen aus ihren Wohnungen im Gazastreifen geflohen.

Die Armee begründete die Aufforderung damit, dass sie in den kommenden Tagen weiter "in erheblichem Umfang" in Gaza-Stadt im Einsatz sein werde und "große Anstrengungen" unternehme, um Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden. Beobachter gehen davon aus, dass eine israelische Bodenoffensive in den Küstenstreifen bevorstehen könnte.

Quelle: ntv.de, mba

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