Journalist in türkischer Haft Deutsche Botschaft erhält Zugang zu Yücel
03.04.2017, 11:59 Uhr
Im Gefängnis von Silivri sitzen mit Yücel viele Kritiker Erdogans ein.
(Foto: imago/Le Pictorium)
Seit fast zwei Monaten befindet sich der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in Haft. Deutsche Diplomaten durften ihn bislang nicht besuchen. Nun geben die türkischen Behörden nach.
Mehr als sieben Wochen nach der Festnahme des "Welt"-Journalisten Deniz Yücel in der Türkei erhält Deutschland konsularischen Zugang zu Yücel. Die Türkei habe per Verbalnote bestätigt, dass Deutschland ab Dienstag Zugang zu Yücel erhalte, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.
Yücel wird seit Februar in der Türkei festgehalten, offiziell wird ihm Terrorismusunterstützung vorgeworfen. Mit Verweis darauf, dass der Journalist neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, hatten die türkischen Behörden deutschen Diplomaten den Zugang zu Yücel bislang verwehrt.
Yücel hatte sich am 14. Februar der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt und war daraufhin in Gewahrsam genommen worden. Zwei Wochen später ordnete ein Haftrichter an, den deutsch-türkischen Journalisten wegen "Terrorpropaganda" und "Volksverhetzung" in U-Haft zu nehmen. Gemäß geltendem Recht kann sie bis zu fünf Jahren dauern. Die Entscheidung stieß in Deutschland auf scharfe Kritik, auch die Bundesregierung schaltete sich ein.
Die türkische Regierung verweist in dem Fall auf die Unabhängigkeit der Justiz, doch warf Präsident Recep Tayyip Erdogan in einer Rede Yücel "Spionage" vor und bezeichnete ihn als Agenten der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans. Kritiker sehen das Verfahren ohnehin als politisch motiviert an und verweisen darauf, dass Yücel ausschließlich wegen seiner journalistischen Arbeit inhaftiert wurde.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP