Politik

Mit prominenter Unterstützung Deutsche Muslime kontern AfD-Linie

AfD-Chefin Frauke Petry sucht das große Publikum: Nun gibt es Gegenwind sowohl von Muslimen als auch Katholiken.

AfD-Chefin Frauke Petry sucht das große Publikum: Nun gibt es Gegenwind sowohl von Muslimen als auch Katholiken.

(Foto: AP)

Gegen den Anti-Islam-Kurs der AfD regt sich neuer Widerstand: Prominente Muslime und Katholiken sprechen sich demonstrativ gegen die Parteilinie und für das Recht auf freie Religionsausübung aus. Doch Parteivize Gauland lässt das kalt.

Einen Tag nach dem spektakulär gescheiterten Treffen zwischen dem Zentralrat der Muslime und der AfD-Parteispitze in einem Berliner Hotel wenden sich nun auch prominente deutsche Muslime mit einem bundesweiten Aufruf gegen die rechtskonservative Partei. Wer wie die AfD den Islam zum "Fremdkörper" in Deutschland erkläre, der richte sich gegen die Verfassung eines offenen und toleranten Landes, heißt es in einer Erklärung, die als "Offener Brief" an die Fraktionschefs der im Bundestag vertretenen Parteien gerichtet ist.

Unter dem Titel "Gemeinsam für das Grundgesetz und gegen die politische Instrumentalisierung des Islam durch die AfD" haben die Initiatoren bisher 1300 Unterschriften gesammelt. Der Frankfurter Islamforscher Bekim Agai, Direktor des Zentrums für islamische Studien an der Goethe-Universität, und der Berliner Anwalt Murat Kayman hatten die Aktion am vergangenen Wochenende gestartet. Zu den Erstunterzeichnern gehören der Autor Feridun Zaimoglu, die Publizistin Hilal Sezgin und der Kabarettist Abdelkarim.

Führende AfD-Politiker hatten unter anderem gesagt, der Islam sei eine politische Ideologie, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sei. Beim AfD-Parteitag Anfang Mai war die Auffassung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, mit breiter Zustimmung ins Parteiprogramm aufgenommen worden. Kritik kommt aber nicht nur aus den Reihen deutscher Islamverbände, sondern auch von deutschen Katholiken.

Katholiken schließen AfD aus

"Menschen auf ihre nationale Zugehörigkeit zu reduzieren, das ist unchristlich", sagte Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dem "Zeit"-Ableger "Christ & Welt". "Ich lese das AfD-Programm und finde Ressentiments an jeder Ecke." Aus diesem Grund habe er entschieden, AfD-Politiker vom fünftägigen Katholikentag, der am Mittwoch beginnt, auszuschließen.

AfD-Vize Alexander Gauland kommentierte diese Entscheidung gelassen. "Ausgrenzungen haben uns immer nur stärker gemacht", sagte er dem Blatt. Die AfD sei keine christliche Partei - "wir sind eine deutsche Partei, die sich bemüht, deutsche Interessen wahrzunehmen", so der Politiker. Er bekräftigte die Ablehnung der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und kritisierte die Haltung der Kirchen dazu. "Wenn diese Flüchtlingspolitik das Programm der Kirchen ist - dann gebe ich offen zu: Ich bekämpfe das Programm der Kirchen."

Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen