Umfrage zeigt geringe Kontakte Deutsche kennen kaum Muslime
06.05.2016, 07:34 Uhr
Moscheebauten - wie hier in Köln - sind in deutschen Städten sichtbarer geworden. Doch nur wenige Nicht-Muslime waren schon einmal in einem der Gebetshäuser.
(Foto: picture alliance / dpa)
Über den Islam wird viel diskutiert, doch persönlich kennt die Mehrheit der Deutschen gar keine Muslime. In einer Moschee waren die meisten Nicht-Muslime noch nie und wissen wenig über den Islam. Umgekehrt sieht das anders aus.
Die Muslime und ihre Religion sind einer Mehrheit der Deutschen auch nach Jahrzehnten des Zusammenlebens noch fremd. Das liegt vor allem daran, dass die Kontakte zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen oft auf Schule und Arbeitsplatz beschränkt bleiben. Freundschaften und andere private Kontakte sind eher selten. In einer Umfrage sagten 62 Prozent der nicht-muslimischen Befragten, sie hätten keine Muslime in ihrem privaten Bekanntenkreis.
Allerdings: Es bewegt sich etwas. Während der Anteil derjenigen, die muslimische Bekannte haben, in allen anderen Altersgruppen bei rund einem Drittel liegt, sind es bei den Jüngeren deutlich mehr. Unter den Befragten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sagte jeder Zweite, zu seinem Bekanntenkreis gehörten auch Muslime.
Was auch auffällt: Menschen mit Abitur haben deutlich mehr muslimische Freunde als Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen. Während unter den Befragten mit Hauptschulabschluss nur 28 Prozent angaben, sie hätten muslimische Bekannte, so waren es unter den Akademikern 42 Prozent. Und das, obwohl die in Deutschland lebenden Muslime insgesamt niedrigere Bildungsabschlüsse haben als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Jeder zweite Teilnehmer (52 Prozent) der Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut YouGov gab an, er habe nur wenig Ahnung vom Islam. Jeder Fünfte sagte, er wisse gar nichts über diese Religion. Und obwohl es seit 1997 den "Tag der offenen Moschee" gibt, haben 84 Prozent der Nicht-Muslime noch nie eine deutsche Moscheegemeinde von innen gesehen. Von den befragten Muslimen bezeichneten dagegen 68 Prozent ihre eigenen Kenntnisse über das Christentum als gut oder sehr gut.
Islamisten machen sich im Alltag rar
Rund 60 Prozent der von YouGov befragten Erwachsenen sagten, sie merkten in ihrem Alltag, dass die Zahl von Muslimen in Deutschland zugenommen habe. Angehörige radikaler Minderheiten haben die meisten von ihnen aber noch nie getroffen. Auf die Frage "Sind Sie in ihrem Alltag schon einmal Menschen begegnet, die sich als Anhänger einer radikalen islamischen Strömung zu erkennen gegeben haben?", antworteten 87 Prozent mit "Nein".
Politiker verschiedener Bundestagsparteien hatten in den vergangenen Monaten Bedenken gegen die Finanzierung radikaler deutscher Moscheegemeinden durch islamische Stiftungen aus Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten geäußert. Die Linke-Bundestagsfraktion bat in einer Kleinen Anfrage vergeblich um Auskunft über die Zahl der von Saudi-Arabien unterstützten Gemeinden.
In Deutschland leben mehr als vier Millionen Muslime. Die meisten sind als "Gastarbeiter" oder deren Angehörige in die Bundesrepublik gekommen. Einige kamen als Flüchtlinge, beispielsweise aus Afghanistan, dem Iran, Syrien oder dem Irak. Eine kleine Minderheit sind Menschen, die zum Islam konvertiert sind. Vor Beginn der Flüchtlingskrise im vergangenen Jahr lebten nur zwei Prozent der in Deutschland ansässigen Muslime auf dem Gebiet der früheren DDR.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa